Im heutigen Talk blicken wir zurück auf das 30-jährige Bestehen der Lesbenorganisation Schweiz (LOS) und darauf wie ein Fussball-Skandal die Schweizer Lesbenbewegung beflügelte.
Und: wir haben nachgefragt, wie sich die schwierige Situation in der kurdischen Hochburg Rojava entwickelt. Seit dem Einmarsch der Türkei stehen die Kurd*innen in Rojava massiv unter Druck – doch es gibt Hoffnung, das einzigartige, selbstverwaltete System in Nordostsyrien noch zu retten.
Podcast der ganzen Sendung:
30 Jahre Lesbenorganisation Schweiz LOS
«Lesben im Damenfussball – Angst vor homosexueller Ansteckung?»– darüber diskutierten die Gäste am 12. April 1994 im Zischtigsclub des Schweizer Fernsehens. Im Zentrum der Debatte stand der Skandal beim Fussballclub Wettswil-Bonstetten im Kanton Zürich: Der Club-Vorstand hatte beschlossen, die Frauenmannschaft aufzulösen, weil es laut der offiziellen Medienmitteilung zu viele Lesben hatte, welche die Jungmannschaften gefährden würden. Diese Entscheidung sorgte für riesigen Medienrummel und der Blick goss mit der Schlagzeile «Sexskandal»in Wettswil-Bonstetten kräftig Öl ins Feuer.
Zum ersten Mal überhaupt geriet die lesbische Community damit ins Zentrum der Schweizer Medienöffentlichkeit und die lesbische Bewegung für Gleichstellung und gleiche Rechte erhielt mächtigen Auftrieb.
Eingeladen in den Zischtigsclub war damals auch Barbara Brosi, Mitgründerin und damalige Pressesprecherin der Lesbenorganisation Schweiz LOS. Obwohl sie im Rahmen der Debatte viele pauschale diskriminierende Vorwürfe einstecken musste, spricht sie heute von einem der wichtigsten Momente, nicht nur für sie persönlich, sondern für die ganze Schweizer Lesbenbewegung.
Zum 30. Jubiläum der LOS blickt Barbara Brosi auf den denkwürdigen Skandal zurück, der über die Schweiz hinaus hohe Wellen schlug:
Militäroffensive im autonomen Kurd*innengebiet Rojava
Rojava, die Demokratische Föderation Nord- und Ostsyrien steht massiv unter Druck. Seit dem Teilabzug der US-Truppen und dem Einmarsch der Türkei im Oktober 2019 befinden sich die Kurd*innen erneut mitten in den Kriegswirren. Bedroht durch die Türkei, das syrische Regime und die Dschihadisten versuchen sie nun durch Verhandlungen mit dem Regime von Bashar al-Assad zumindest eine Teilautonomie zu bewahren.
Hilfe zu erwarten ist weder von ihren ehemaligen Verbündeten, den USA noch von der EU. Und doch gäbe es kleine Lichtblicke, sagt Rojava-Experte Thomas Schmidinger, Politikwissenschaftler an der Universität Wien und Generalsekretär der österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Kurdologie. Russland, welches das Machtvakuum in der Region nach dem Teilabzug der US-Truppen gefüllt habe und aktuell als Mediator fungiere, befürworte, wenn auch keine politische, dann doch zumindest eine weitgehende kulturelle Autonomie für die kurdischen Gebiete im Nordosten.
Das Assad-Regime stelle sich zwar nach wie vor auf den Standpunkt, die autonomen Gebiete im Nordosten wieder vollständig in den syrischen Staat eingliedern zu wollen. Falls sich aber Russland weiterhin für die Interessen der Kurd“*innen stark mache, sei es durchaus möglich, Assad noch Konzessionen abzuringen, weil das syrische Regime politisch und militärisch stark von Russland und dem Iran abhänge.
Thomas Schmidinger spricht am Montag, 16. Dezember um 19 Uhr im Restaurant Mappamondo in der Berner Länggasse an einer Veranstaltung des Berner Rojava Komitees über die aktuelle Situation im Nordosten von Syrien.