Im heutigen RaBe-Info befassen wir uns mit den bedenklichen Mängel bei der Einhaltung von Tierschutz-Gesetzen in Schweizer Schlachthöfen, mit einem brisanten Kunstmanifest und mit der Kultveranstaltung PixMix, die im Rahmen der Tour de Lorraine bereits zum 16. Mal über die Bühne ging.
Podcast der ganzen Sendung:
Drastische Verstösse gegen Tierwohlgesetze in Schweizer Schlachthöfen
Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit gab eine Untersuchung zum Tierschutz und zur Fleischkontrolle in Auftrag. 67 Schlachtbetriebe in der ganzen Schweiz wurden geprüft, dass sind rund 10% aller Schlachthöfe hierzulande. Knapp die Hälfte der Grossbetriebe und die Mehrheit der Betriebe mit geringer Kapazität wiesen dabei zum Teil drastische Mängel auf in den Bereichen Unterbringen über Nacht, Betäubung und Ausbluten. Oft fehlten Tränken, Futter und Einstreu, auch sei die Stromleistung von Elektro-Betäubungsgeräten nicht immer ausreichend, als Folge davon würden die Tiere ihre Schlachtung bewusst miterleben. Auch das Ausbluten werde nicht immer sachgemäss durchgeführt, urteilt das BLV in seinem Bericht.
Die durchgeführten Kontrollen seien immer angemeldet, es sei also durchaus möglich, dass die Dunkelziffer der Verstösse gegen Tierwohlgesetze hoch sei, sagt Cesare Sciarra vom Schweizer Tierschutz STS im Interview mit RaBe.
Kunst ist keine Ausrede – das Manifest von auawirleben
Nicht erst seit die Missbrauchsvorwürfe rund um Theater- und Filmschauspieler Kevin Spacey laut wurden, ist klar, dass auch auf den Brettern, die die Welt bedeuten, einiges im Argen liegt. Unter dem Deckmantel der Kunst wird in Theaterbetrieben vieles toleriert: respektloses Verhalten, sexuelle Übergriffe, systematischer Machtmissbrauch, rassistische Äusserungen, intransparente Lohnstrukturen und ein verschwenderischer Umgang mit Ressourcen.
Kunst ist keine Ausrede, findet nun das Berner Theaterfestival auawirleben. Soeben hat das vierköpfige Team ein gleichnamiges Manifest herausgegeben, in welchem 11 Punkte aufgelistet sind, die auawirleben künftig beachten will. Man habe die Aufstockung von Subventionen – ab 2020 hat die Stadt die finanzielle Unterstützung von 270’000 auf 600’000 erhöht – zum Anlass genommen zu überdenken, wofür denn auawirleben einstehen wolle, sagt Gesamtleiterin Nicolette Kretz.
Die elf Punkte von «Kunst ist keine Ausrede» beinhalten zum einen generelle Aspekte, die den Umgang mit Mitmenschen und Mitarbeiter*innen regeln. Dieser soll respektvoll, diskriminierungs- und gewaltfrei von Statten gehen. Des Weiteren legt auawirleben die Karten offen, was die eigene Finanzierung und Lohnstruktur anbelangt. Ausserdem will das Team vermehrt ein Augenmerk legen auf Diversität sowohl bei den Stücken, die künftig bei auawirleben gezeigt werden, als auch bei der Rekrutierung von Mitarbeiter*innen. Und last but not least soll in Zukunft möglichst umweltbewusst gewirtschaftet werden. So werden etwa internationale Gastkünstler*innen dazu aufgefordert, mit Zug oder Bus anzureisen, falls die Reisezeit weniger als neun Stunden beträgt.
Mit dem schriftlichen Festhalten des Manifestes wolle auawirleben Verbindlichkeit schaffen, sagt Nicolette Kretz im Gespräch mit Rabe. Allerdings könne man sich mit einem solchen Manifest auch ganz schön unbeliebt machen, weil andere Kulturbetriebe unter Zugszwang geraten könnten.
Das ganze Manifest von auawirleben gibts hier
PixMix ruft den Klimanotstand aus
Seit nunmehr 16 Jahren gibt es in der Dampfzentrale das PixMix und ist damit derjenige Anlass mit der längsten Laufzeit. Momentan befindet sich PixMix eigentlich gerade im zweijährigen Kreativschlaf. Als aber die Tour de Lorraine angerufen habe, ob man nicht vielleicht eine Sonderedition einschalten wolle, waren die PixMix-Macher*innen Feuer und Flamme. Entsprechend ging am Dienstag die 83. Ausgabe über die Bühne, und zwar zum Thema Klimanotstand.
Das Konzept von PixMix orientiert sich an der japanischen Vortragstechnik Pecha Kucha. Dabei werden 20 Bilder oder Folien für jeweils 20 Sekunden gezeigt, somit steht allen Vortragenden eine Gesamtredezeit von 6 Minuten und 40 Sekunden zur Verfügung. Welche Bilder projiziert werden und ob dazu eine Rede, ein Tanz oder eine abgefahrene Kunstperformance erfolgt, ist alleine den Vortragenden überlassen.
Das Thema Klimanotstand wurde beim 83. PixMix aus unterschiedlichsten Blickwinkeln und kunterbunt angegangen. Zu Wort kam unter anderem Henrik Nordborg, der anhand von Grafiken und Diagrammen eine nüchterne Faktenanalyse zum Zustand der Welt lieferte. Die 16-jährige Lena Bühler zeigte Bilder, welche sie im vergangenen Dezember bei der Klimakonferenz COP 25 in Madrid geschossen hatte. Des Weiteren berichteten drei Vertreterinnen der KlimaSeniorinnen von der ersten Schweizer Klimaklage, die sie beim Bund einreichten, weil dieser mit seiner Klimapolitik das Recht auf körperliche Unversehrtheit verletze. Demeter-Bauer Hannes Blaser gewährte Einblick in den Giftmischerschrank, aus dem die Landwirtschaft mit vollen Händen schöpft, derweilen fünf Vertreter*innen von tanzkunstwerk den Gletscherschwund mit ihren Körpern performte.
Zum 12-jährigen Jubiläum haben wir PixMix 2016 bereits einmal besucht – den Beitrag gibts hier zu hören.