Heute im Info: Warum Studis nicht schummeln wenn sie Prüfungen zu Hause schreiben, woher Europäer*innen ursprünglich herkommen und worum es im neuen Buch von Livia Anne Richard geht.
„Studierende bekommen keine Gratisnoten wegen Corona“
„Die Schummlerstudis der Pandemie“ titelte die Tageszeitung Der Bund letzte Woche zum Vorhaben der Universität Bern, in diesem Semester Onlineprüfungen durchzuführen. Studierende würden nun von Zuhause aus schummeln und könnten mit Google gute Noten machen ohne zu lernen. Eine Frechheit, findet die Studierendenschaft der Universität Bern (SUB). Denn die Bedingungen für Studierende seien dieses Semester erschwert. Es gab kaum Präsenzunterricht, es fehle der Austausch mit den anderen Studierenden und den Dozierenden sowie der Zugang zu Bibliotheken. Diese sind in den Prüfungsphasen jeweils voll, nun muss alles von Zuhause aus gemacht werden. Keine einfache Aufgabe, in einer Prüfungssituation Zuhause einen kühlen Kopf zu bewahren. Zudem würden Prüfungen nicht so wie ein Kreuzworträtsel gestaltet, welches man mit ein paar Klicks im Internet lösen könne. Dass die Universität wegen Corona geschlossen ist, bringe den Studierenden laut der SUB deutlich mehr Nach- als Vorteile.
5000 Jahre alte Parallelgesellschaften in der Schweiz
Altansässige und neue Einwanderer*innen lebten bis zur frühen Bronzezeit in der heutigen Schweiz vermutlich nebeneinander und nicht miteinander. Dies zeigt eine kürzlich erschienene Studie unter Beteiligung des Archäologischen Instituts der Universität Bern.
Dank dieser Studie konnte ein Stück weit deutlich gemacht werden, woher die heutigen Europäer*innen eigentlich genau herkommen. Demnach stammen unserer Vorfahren nicht nur aus dem Nahen Osten, wie die älteste europäische Gesellschaft, sondern auch aus der kaspischen Steppe, nördlich des Schwarzen Meeres. Sie gelangten dann um ca. 2800 v. Chr. in die Schweiz, dafür sprechen archäologischer Funde aus dem Kulturkomplex der sogenannten Schnurkeramik. Die tatsächliche Durchmischung der altansässigen und der jüngeren Gesellschaft hat in manchen Regionen Mitteleuropas aber vermutlich erst einige hundert Jahre später begonnen. Eine Erkenntnis, die das Forschungsteam nur dank der umfangreichen Analyse von insgesamt 96 alten Genomen aus insgesamt 13 Fundstätten in Deutschland, der Schweiz und dem französischen Elsass gewinnen konnte.
Der Auslöser für das vom Schweizerischen Nationalfonds und der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Forschungsprojekt war die Ausgrabung eines Grossen Steingrabs (Dolmengrab) in Oberbipp im Kanton Bern. Dort waren mindestens 40 Menschen in zwei Phasen um 3200 und um 2700 v.Chr. bestattet worden. Die Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass es genau zwischen diesen beiden Phasen zu einer Durchmischung der altansässigen und der jüngeren Gesellschaft gekommen sein muss. Dank der umfangreichen DNA-Analyse von anderen Ausgrabungsstätten, ist sich das Forschungsteam einig: zwischen 2800 und 2700 v. Chr. muss es in weiten Teilen Mitteleuropas zu einem massiven Bevölkerungswechsel gekommen sein. «Allerdings verlief dieser Wechsel nicht überall gleich schnell», erklärt der Leiter des archäologischen Instituts der Universität Bern, Albert Hafner, im Gespräch mit Radio RaBe. Deshalb gehen die Archäolog*innen davon aus, dass die beiden Gesellschaften in gewissen Regionen noch eine Zeit lang nebeneinander existiert.
«Anna der Indianer»
Livia Anne Richard hat sich in Bern in erster Linie einen Namen als Theaterregisseurin gemacht. Die 50-Jährige arbeitet bei Theater Matte mit und hat regelmässig Stücke für das Gurten-Freilichttheater inszeniert – so etwa den Dällebach Kari oder die Nashörner.
Mit «Anna der Indianer» legt Livia Anne Richard nun ihren ersten Roman vor, eine Coming-of-Age-Geschichte. Darin weigert sich das Mädchen Anna, ihm gesellschaftlich zugedachte Rollen anzunehmen. Sie ist eine kleine Rebellin, die Konventionen hinterfragt und sprengt und beim Kinderspiel nicht die Squaw spielen will, sondern lieber den Job des Indianerhäuptlings übernimmt und sich standhaft gegen Zuschreibungen aufgrund primärer Geschlechtsteile und Abstammung wehrt.
In ihrer Anna stecke auch ein Stück Livia Anne Richard drin, sagt die Autorin im Interview mit RaBe. Sie möchte mit ihrer Figur Frauen ermutigen, das Leben selber in die Hand zu nehmen. Zudem sei «Anna der Indianer» ein Roman, der ergründe, wie das Formen einer eigenen Identität geschehe.