Die Brexit-Entscheidung, die Präsidentschaftswahlen in den USA und die jüngsten Abstimmungen in der Schweiz – sie alle zeigen auf, wie gross die Unterschiede zwischen den politischen Einstellungen der städtischen und der ländlichen Bevölkerung nach wie vor sind und wie der Stadt-Land-Graben die politischen Entwicklungen prägt.
Aus diesem Grund will sich das Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern in den kommenden drei Jahren intensiver mit dem Stadt-Land-Graben in Europa auseinandersetzten. In einem internationalen Forschungsprojekt, an dem sich fünf weitere Universitäten beteiligen, werden die Forschenden die Unterschiede politischer Einstellungen bei der städtischen und der ländlichen Bevölkerung sowie deren Folgen für die politischen Entwicklungen in Demokratien untersuchen.
«Wir werden untersuchen, wie unterschiedliche Siedlungsgebiete in Europa mit Populismus, der sozialen Identität, Wahrnehmungen von Ungerechtigkeit und Bedrohungen sowie allgemeinen politischen Einstellungen und politischem Verhalten der Bürgerinnen und Bürger zusammenhängen», erklärt der Hauptverantwortliche für das Projekt an der Universität Bern, Markus Freitag vom Institut für Politikwissenschaft, im Gespräch mit RaBe.
Die Forschenden wollen sich im dem Projekt damit auseinandersetzen, wie sich die Identitäten der städtischen und ländlichen Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten verändert haben und was dies für die Demokratie bedeutet. Zudem wird in der Schweiz auch die besondere Rolle der Agglomerationen untersucht. «Es wird analysiert, auf welcher Seite des Stadt-Land-Grabens sich die Agglomerationen platzieren», erläutert Freitag.
Das Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern hat eine lange Tradition in der Erforschung des Stadt-Land-Grabens. Das Ziel des dreijährigen Forschungsprojekts wurde daher bewusst hoch angesetzt: «Es soll die Ursachen der aktuellen Demokratiekrise offenlegen und mögliche Lösungswege zu deren Überwindung vorschlagen», so der Politikwissenschaftler Freitag.