Heute geht es im RaBe Info um das Konzept «Wohneigentum auf Zeit». Zudem berichten wir gleich zwei Mal über Vögel: zuerst zu den Vögel in Schweizer Gärten, ein zweites Mal über den König des Kitschs, den pinkigen Flamingo. Den Podcast gibt es hier:
Wohneigentum auf Zeit
Die Schweiz ist eine Mieter*innengesellschaft. Nur knapp 40% der Bevölkerung besitzen selber ein Haus oder eine Wohnung, was im internationalen Vergleich sehr wenig ist. Wegen der hohen Mietkosten überlegen sich zwar viele Menschen vor allem des Mittelstandes, ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen. Oft aber scheitert es am Ende doch am fehlenden Eigenkapital. Das Modell «Wohneigentum auf Zeit» könnte das ändern, wie ein neues Handbuch der Hochschule Luzern aufzeigt.
«Wohneigentum auf Zeit» heisst beispielsweise, dass man eine Wohnung mit einer Lebensdauer von rund 100 Jahren kauft. Da der Kauf jedoch auf 30 Jahre befristet ist, zahlt man lediglich 30 Prozent des Gesamtwertes der Immobilie. Nach 30 Jahren geht die Wohnung entweder wieder zurück zur Investor*in, oder aber es wird ein neuer Kaufvertrag ausgehandelt für die nächsten 30 Jahre.
In ihrem Handbuch geht die Hochschule Luzern davon aus, dass sich die Wohnkosten mit diesem Modell um durchschnittlich 15% senken lassen. Zudem erhalten die Käufer*innen durch das Vorkaufsrecht die Möglichkeit, nach Ablauf der 30-jährigen Frist die Konditionen mit den Investor*innen neu zu verhandeln und allenfalls den neuen Bedürfnissen anzupassen. Für die Investor*innen (Banken, Pensionskassen und Immobilienfirmen) ihrerseits bringt dieses Modell Vorteile wie eine langfristige Rendite und einen konstanten Cashflow durch die jährlich durch die Käufer*innen zu entrichtenden Gebühren.
Geistiger Vater des «Wohneigentums auf Zeit» ist der Immobilienexperte Mischa Folger. Nach zahlreichen Projektstudien mit Wissenschaftler*innen und langwierigen Abklärungen mit diversen Behörden hat er vor 15 Jahren an der Bahnstrasse in Bern sein erstes Projekt realisiert. So fest er überzeugt ist, dass sich «Wohneigentum auf Zeit» für beide Parteien rechnet, so schwierig sind Verhandlungen mit den Investor*innen. Folger erklärt dies mit der «geistigen Immobilität» der Immobilienbranche, welche es sehr schwierig mache, sich auf neue Eigentumsformen einzulassen.
Auch international gibt es keinerlei Vorbilder für diese Eigentumsform, weil «Wohneigentum auf Zeit» nur mit einer qualitativ hochwertigen Bausubstanz funktioniert, sprich wenn die Immobilie eine Lebensdauer von mindestens 100 Jahren hat.
Laut dem Handbuch der Hochschule Luzern könnte sich «Wohneigentum auf Zeit» auch gesamtwirtschaftlich positiv auswirken. Die Studie erwähnt unter anderem eine Reduktion der Wohnfläche pro Person, weil weniger Leute in zu grossen Häusern und Wohnungen wohnen würden, oder einer Erhöhung der Investitionen in die Altersvorsorge durch den Mittelstand, weil dieser weniger Miete zahlen müsste.
Diese gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen seien jedoch nur zu erwarten, wenn die Marktdurchdringung genügend hoch sei, sprich wenn genügend Investor*innen und Käufer*innen auf das Modell «Wohneigentum auf Zeit» setzen würden, und davon sind wir aktuell noch sehr weit entfernt.
Wohin mit all dem Geäst und Gestrüpp?
In vielen Gärten zeigt sich momentan dasselbe Bild: Aufgrund der hohen Schneelast und windigen Verhältnissen sind in den letzten Tagen und Wochen viele grössere und kleinere Äste abgeknickt oder sogar alte Bäume umgestürzt. Hinzu kommt, dass Bäume und Sträucher um diese Jahreszeit sowieso zurückgeschnitten werden müssen. Es sammelt sich also gerade ziemlich viel Holzmaterial an, das wiederum mit der Grünabfuhr entsorgt oder gehäkselt werden muss. Für die Natur sei dies allerdings nicht die beste Lösung, betont die Umweltschutzorganisation BirdLife Schweiz.
Sie rät dazu, zumindest einen Teil der holzigen Biomasse im eigenen Garten aufzubewahren – zugunsten der Biodiversität. «Wer in seinem Garten beispielsweise einen Asthaufen anlegt, tut vielen Lebewesen bereits einen riesigen Gefallen» betont Stefan Bachmann von BirdLife Schweiz. Fachgerecht angelegt würde ein solcher Asthaufen hervorragende Verstecke für Kleinsäuger, Amphibien, Reptilien, Insekten und andere Gliedertiere bieten. Das Holz könne zudem Nährboden für Käfer, Flechten und Moose sein.
Sehr wertvoll für die Natur ist auch stehendes und liegendes Totholz. Dabei handelt es sich um Baumstrünke, die langsam verrotten dürfen und dabei von vielen Tieren wie etwa Käfern besiedelt werden. In den Frassgängen der Käferlarven nisten sich später auch Wildbienen ein, die wiederum eine Nahrungsgrundlage für Vögel, Reptilien oder Amphibien bieten. «Der Natur zu helfen, kann also sehr einfach sein», erklärt Stefan Bachmann.
Merkblätter und Tipps für die Förderung der Natur im eigenen Garten gibt es hier.
Be a Flamingo!
Wenn es unter den Kitschobjekten einen König gibt, dann den Flamingo. Der pinkfarbene Vogel mit den langen dünnen Beinen und dem geschwungenen Hals ist omnipräsent, sei es als Lichterkette, auf Pullovern, als Plastikskulptur in Gärten oder als Rührstäbchen in Drinks. Doch warum hat gerade der pinkfarbene Flamingo den royalen Kitschstatus erlangt? Was steckt dahinter?
Diese Frage stellt sich auch Rio Pex, der Protagonist der Dokumentar-Komödie «The Mystery oft the Pink Flamingo». Der Versuch, hinter das Geheimnis des pinkfarbenen Vogels zu kommen, lässt Rio zu einer Odyssee aufbrechen, die ihn von Spanien nach Amerika führt. Dort interviewt Rio Extravaganzen und Kitschexpert*innen aus der Populär- und Trash-Kultur, darunter Grössen ihres Faches wie etwas Schriftsteller Brian Antoni, Sängerin und Multimedia-Künstlerin Allee Willis und den Godfather des schlechten Geschmacks John Waters.
Mit seinem Film «The Mystery oft the Pink Flamingo» verwebt Regiesseur Javier Polo Gandia eine knallbunte Hommage an den Kitsch mit einem vergnüglichen Selbstfindungsabenteuer. In allen Interviews, die Rio führt wird klar: Der pinkfarbene Flamingo ist nicht einfach nur die Kitschikone schlechthin, sondern auch Projektionsfläche. So steht er gleichsam für Kunst, Grazie und Eleganz wie für Diversität, Individualität, persönliche Selbstverwirklichung und einen Lifestyle. Oder um es mit den Worten von Allee Willis auszudrücken: «No one is ever get bored looking at a flamingo. So be a flamingo!»
«The Mistery of the Pink Flamingo» ist einer von rund 30 Filmen, welche im Rahmen des Filmfestivals Norient noch bis Sonntag 31.1.21 online geschaut werden können.