Grundsätzlich gute Nachrichten, aber nicht nur – Amnesty International publiziert heute ihren Bericht zu Todesstrafen 2020. Und: Die ganze Welt ist queer! – Eine Ausstellung im Naturhistorischen Museum beleuchtet Geschlecht und Begehren abseits der Heteronormativität.
Weniger Todesstrafen als im Vorjahr
Weltweit wurden 2020 so wenige Menschen Hingerichtet, wie seit 10 Jahren nicht mehr, belegt der alljährliche Todesstrafen-Bericht von Amnesty International. Die Menschenrechtsorganisation nimmt diesen Rückgang zwar zur Kenntnis, zufrieden ist sie aber nicht. Es würden immer noch weltweit wohl tausende Menschen mit dieser schlimmsten aller Strafen belegt. Iran, Irak, Saudi-Arabien und Ägypten gehören zu den Ländern mit den meisten vollstreckten Todesurteilen.
Während die Anzahl Hinrichtungen weltweit zwar zurückging, stieg sie in einigen Staaten sogar. Besonders Ägypten sticht hervor. Im Vergleich mit dem Vorjahr wurden in der beliebten Feriendestination 2020 dreimal mehr Menschen von der Militärdiktatur Abd el Fatah Al-Sisis hingerichtet. Laut Amnesty International waren die meisten Todesurteile politisch motiviert. Sie richteten sich gegen Oppositionelle, Demokratie-Aktivist*innen und andere dem Regime nicht genehme Menschen.
Ebenfalls Grund zur Sorge bereitet Amnesty International alljährlich die Volksrepublik China. Zahlen zu Hinrichtungen gelten dort als Staatsgeheimnis. Menschenrechtsbeobachter*innen gehen allerdings davon aus, dass die Regierung von Xi Jinping jedes Jahr mehrere tausend Todesurteile vollstreckt. Im Pandemiejahr ging es laut Amnesty International so weit, dass die Behörden der Bevölkerung drohten. Wer in besonders extremer Weise gegen die Corona-Massnahmen verstosse, müsse mit der Höchststrafe rechnen.
«Unnatürlich gibt es nicht!»
In der Natur gibt es offenbar nichts, was es nicht gibt, wenn es um das Geschlecht und die sexuelle Ausrichtung geht. Oder anders formuliert: Die Tierwelt strotzt nur so vor Queerness – das verdeutlicht auch die knallbunte Ausstellung Queer – Vielfalt ist unsere Natur im Naturhistorischen Museum Bern.
Ziel der Ausstellung sei es, die Vielfalt von Geschlechtern, sexuellen Präferenzen und Geschlechterrollen bei Menschen, Tier und anderen Organismen zu beleuchten, sagt Christian Kropf, Professor der Zoologie und Co-Kurator von Queer. Ihm sei es dabei ein Anliegen, mit der unsäglichen Definition «unnatürlich» aufzuräumen. In der Natur gebe es keine Norm, wie sich Männchen und Weibchen zu verhalten hätten, das sei bei jeder Art anders. Und: bei über 1500 Tierarten sei Homosexualität nachgewiesen, bei sozialen Tieren sei sie ein ganz normaler Bestandteil des Verhaltensrepertoires. «Delfine gründen beispielsweise homosexuelle Männerbünde und vergnügen sich in den lustigsten Stellungen miteinander.»
Die Ausstellung Queer zeigt zudem, dass die Einteilung von männlich und weiblich eine irrsinnig komplizierte Sache ist, denn nicht einmal auf der Ebene der Chromosomen ist die Sache eindeutig. «Es gibt regelmässig andere Chromosomen-Variationen als XX oder XY und auf der Ebene der Körperzellen ist das Ganze dann noch viel unübersichtlicher», sagt Kropf. Und dann ist ja da auch noch der gemeine Spaltblättling, ein Pilz, der in unseren Wäldern wächst, und über 23’000 Geschlechter in sich vereint.
Warum also bei Menschen auf zwei Kategorien beharren, wenn die Natur es doch ganz anders vormacht?!
Christian Kropf im Interview mit RaBe:
Queer – Vielfalt ist unsere Natur, Naturhistorisches Museum Bern, bis 10. April 2022