Nach 12 Jahren im Amt geht Christoph Lerch in Pension. Wer übernimmt, entscheiden die Wähler*innen des Verwaltungskreises Bern-Mittelland am 13. Juni 2021.
Was sind die Aufgaben eines Regierungsstatthalters / einer Regierungsstatthalterin und wer ist dafür am besten geeignet? Wir stellen die drei Kandidierenden vor.
Kirchen Ladina, 1970, Bern, SP
Ladina Kirchen ist auf dem Land in einer kleinen Gemeinde im Kanton Graubünden aufgewachsen. Nach einer Lehre im Hotelfachgewerbe in Genf hat sie in Zürich die Matur nachgeholt und Jura studiert sowie das Anwaltspatent absolviert. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Oberbottigen und arbeitet als Anwältin in ihrer Kanzlei in Bümpliz.
Kirchen will Regierungsstatthalterin werden, weil sie die Aufgaben sehr vielfältig findet und gerne verhandelt und vermittelt. Die Anliegen der Bürger*innen interessieren die Anwältin und natürlich die juristisch anspruchsvolle Tätigkeit als Bewilligungsbehörde für Gastronomie und Bau. Besonders am Herzen liegt ihr die Thematik der Häuslichen Gewalt und die Präventionsarbeit als Regierungsstatthalterin in diesem Bereich.
Wie sich Ladina Kirchen als Statthalterin einbringen wird bei Lärmklagen, dem Asylbereich, der Schützenmatte und bei Überzeitbewilligungen in der Gastronomie, das erklärt sie im Interview mit RaBe-Info.
Grosjean Claude, 1975, Bern, glp
Claude Grosjean bezeichnet sich selbst als «Liberaler Urbanist vom Land». Er arbeitet bei der Eidgenössischen Steuerverwaltung im Bereich Steuergesetzgebung und ist Vizepräsident der Grünliberalen im Kanton Bern, zudem sass er von 2009 bis 2019 im Berner Stadtrat.
Gerade im schwierigen Konflikt zwischen Altenberg-Bewohner*innen und den Menschen, die die Schützenmatte beleben, möchte er gerne vermitteln. Wichtig sei ihm dabei vor allem, dass beide Seiten darauf vertrauen können, dass sie gehört werden. Zudem müsse die Stadt eine klarere Position einnehmen: «In einem demokratischen Prozess muss evaluiert werden, was die Stadt wo will», erklärt er im Interview. Er kenne die Feinheiten der Stadt Bern sehr gut, weswegen er das Amt als Regierungsstatthalter sehr gerne annehmen würde.
Grosjean lege Wert auf einen Kontakt auf Augenhöhe, auch wenn es zwischen ländlichen Gemeinden und der Kantonsregierung zu vermitteln gelte. Er betont, dass er unter dem Feld der Kandidierenden der unabhängigste sei: Als Stadtberner GLPler sei er weder teil der bürgerlichen Mehrheit im Kanton, noch sei er verbandelt mit der städtischen rot-grünen Mehrheit.
Rothenbühler Tatjana, 1971, Köniz, FDP
Aufgrund ihrer beruflichen Erfahrungen beim Regierungsstatthalteramt Fraubrunnen weiss Tatjana Rothenbühler genau, was sie im Falle einer Wahl erwartet. Rothenbühler fasziniert die ganze Bandbreite der vielseitigen Tätigkeiten als Genehmigungs-, Verwaltungs-, Justiz- und Vollzugsbehörde, als Vermittlungsinstanz zwischen den Anliegen von Bürger*innen, Gemeinden, Behörden und der Wirtschaft. Die Balance zwischen den verschiedenen Anspruchsgruppen zu suchen und zu finden, dünkt sie eine sehr spannende Aufgabe.
Die 49-jährige Rothenbühler hat in Bern Rechtswissenschaften studiert und in Fribourg in Sicherheits- und Völkerrecht doktoriert. Aktuell arbeitet sie als Expertin im Compliance-Bereich beim Bund. Zudem ist sie 2. Vizepräsidentin des Könizer Parlaments und ist sich somit gewohnt, über die Parteigrenzen hinaus zu verhandeln und tragfähige Lösungen zu erarbeiten, wie sie im Gespräch mit RaBe sagt.
Lange Jahre war das Regierungsstatthalteramt Bern-Mittelland in den Händen der SP. Es sei zwar explizit kein politisches Amt, sagt die FDP-Politikerin, dennoch sei klar, dass jeder Mensch aufgrund seines Werdeganges und Wertesystems andere Vorstellungen mitbringe, welche in die Entscheidungen einfliessen.
Wichtig sei ihr, den Handlungsspielraum zugunsten der Bürger*innen zu nutzen. Bei den schwierigen Debatten rund um das Nachtleben und den konträren Bedürfnissen von Wohnbevölkerung und Partygänger*innen würde Rothenbühler die Schaffung von spezifischen Zonen in den Städten befürworten, welche jedoch die Wohnbevölkerung nicht zu stark beeinträchtigten.