Eine Studie zeigt: Die Schere zwischen Arm und Reich ist in der Pandemie noch grösser geworden. Und die Steuerreform für multinationale Konzerne sorgt nicht nur bei G7 für Gesprächsstoff. Dies und mehr behandeln wir in der heutigen Info-Sendung:
Lohnschere öffnet sich immer mehr
Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auf, daran hat sich auch während der Pandemie nichts geändert. Während die Löhne der Angestellten stagnieren oder sie sogar in die Kurzarbeit geschickt wurden, sahnen CEOs und Manager*innen Bonis ab und Aktionär*innen erhalten Dividenden ausgezahlt. Zu diesem Schluss kommt die gestern veröffentlichte «Lohnschere-Studie der Gewerkschaft Unia.
Die Verfasserin Noémie Zurlinden hat dafür die Kennzahlen von 37 Schweizer Unternehmen untersucht, einen speziellen Fokus legte sich auf das Instrument der Kurzarbeit. Im Falle der Migros sorgte diese dafür, dass das Unternehmen im Pandemiejahr staatliche Unterstützung erhielt und gleichzeitig den Gewinn vervierfachen konnte.
Die Dividendenauszahlungen seien bei den untersuchten Firmen im letzten Jahr im Schnitt um rund 5 % angestiegen. Ausserdem sind auch die Top-Saläre ein Thema: Mit grossem Vorsprung voran geht in diesem Zusammenhang der Pharmariese Roche, dessen CEO erhält ein fast 300 mal höhere Gehalt als die tiefsten Löhne im selben Unternehmen.
«Revolutionäre» Steuerreform der G7-Staaten
Der Vorschlag der G7-Staaten für eine umfassende, globale Steuerreform hat weitum für Gesprächsstoff gesorgt. In rund einer Woche beraten die G20-Staaten am Gipfel in Venedig darüber. Die Steuerreform besteht aus 2 Pfeilern: Einerseits verlangen die G7 eine globale Mindeststeuer von 15% für multinationale Unternehmen und andererseits sollen multinationale Konzerne künftig nicht mehr nur am jeweiligen Firmensitz Steuern zahlen müssen, sondern vermehrt am Konsumort, wo die Unternehmen ihre Umsätze machen. Vertreter*innen der G7-Staaten bezeichnen die Reform als revolutionären Schritt Richtung mehr globale Steuergerechtigkeit.
Maximilian von Ehrlich, Professor für Finanzwissenschaften und Direktor des Center for Regional Economic Development CRED an der Universität Bern hält die Steuerreform für eine bemerkenswerte Übereinkunft der G7-Staaten, welche in eine neue Richtung im Bereich der internationalen Besteuerung führe, ein erster Schritt zur Eindämmung des exzessiven Steuerwettbewerbs bedeuten könne, sowie eine Reduktion von Gewinnverschiebeaktivitäten von multinationalen Unternehmen. Gleichzeitig gibt er jedoch zu bedenken, dass dies zunächst nur ein Vorschlag sei, welcher in weiteren Verhandlungen voraussichtlich noch abgeschwächt werde.
Als Hauptgrund für die Steuerreform nennt von Ehrlich den steigenden Druck auf die Staaten, Lösungen zu finden, um multinationale Konzerne wie Google oder Facebook verstärkt besteuern zu können, welche vorwiegend mit immateriellen Wirtschaftsgütern handeln, und somit ihre Gewinne sehr einfach international verschieben können.
Bezüglich möglicher Auswirkungen auf die Schweiz hält von Ehrlich fest, dass die Standortvorteile der Schweiz wesentlich mehr umfassten als tiefe Unternehmenssteuern. Die Schweiz punkte insbesondere mit verlässlichen Institutionen, politischer Stabilität, ausgebauter Infrastruktur und vielem mehr. Dennoch sei davon auszugehen, dass insbesondere derjenige Teil der Reform, welcher eine Verlagerung der Besteuerung in den Konsumort vorsehe, für die Schweiz als kleiner Staat mit hoher Wertschöpfung und geringem Konsum Nachteile mit sich bringen werde.