Der hiesige Konsum illegaler Drogen ist eine Blackbox. Während die Schweiz bezüglich Datenerhebung und Analyse des Schweizer Drogenkonsums noch vor 10 Jahren zu den Vorreitern gehörte, würden heutzutage meist erst reaktiv entsprechende Daten erhoben, kritisiert Frank Zobel, Vize-Direktor und Co-Leiter der Forschungsabteilung der Stiftung Sucht Schweiz. Als Beispiel nennt Zobel den Mischkonsum von Jugendlichen, welcher erst in Reaktion auf die Medienberichterstattung in Windeseile genauer analysiert wurde. Dabei seien regelmässige Datenerhebungen für eine zeitgemässe Drogenpolitik sehr wichtig.
Zumindest beim Cannabis sind aktuell einige Pilotprojekte in den Startlöchern um herauszufinden, wie eine künftige Regularisierung aussehen könnte. Ob diese Pilotprojekte indes tatsächlich brauchbare Daten liefern werden, sei höchst ungewiss, warnt die Stiftung Sucht Schweiz in ihrem heute veröffentlichten Schweizer Suchtpanorama 2023.
Denn neben staatlichen Akteur*innen, meist Städte und Kantone in Zusammenarbeit mit Universitäten, zeigen verstärkt auch private Akteur*innen insbesondere aus der Cannabis-Industrie Interesse an solchen vom Bund zu bewilligenden Pilotprojekten für eine regulierte Cannabis-Abgabe. Deshalb verortet die Stiftung Sucht Schweiz die Gefahr eines wilden Mischmaschs von privaten und staatlichen Interessen, welches die erwünschten Forschungsergebnisse gefährden könnte. Private Akteure hätten nicht im selben Masse Interesse an aussagekräftigen Daten bezüglich zentralen Fragen, wie beispielsweise welches Regularisierungs-, oder Legalisierungsmodell gesundheitspolitisch am besten tauge, betont Frank Zobel. Ihr Interesse bestehe vielmehr darin, sich im Hinblick auf einen künftig liberalisierten Markt vorteilhaft zu positionieren.
Die Stiftung Sucht Schweiz beobachtet die weltweiten Entwicklungen bei der Cannabis-Regularisierung seit vielen Jahren und kommt zum Schluss, dass das Modell aus dem kanadischen Quebec gesundheitspolitisch die meisten Vorteile biete. In Quebec existiere ein staatliches Monopol mit Geschäften, in denen Cannabis legal gekauft werden kann. Gleichzeitig aber sei die Anzahl der Verkaufsstellen stark limitiert, der THC-Gehalt des Cannabis nach oben begrenzt und Werbung grundsätzlich verboten.
Dieses Modell würde es gemäss Frank Zobel erlauben, bei der Regularisierung von Cannabis nicht dieselben Fehler wie bei Alkohol und Tabak zu wiederholen, wo ein stark liberalisierter Markt gesundheitspolitischen Aspekten, wie Prävention oder Jugendschutz, viel zu wenig Gewicht einräume.