Die Religionslandschaft im Kanton Bern wird immer vielfältiger. Aktuell gehören 12% der Wohnbevölkerung einer Religionsgemeinschaft abseits der Landeskirchen an.
Während es vor 1975 einzig christliche und jüdische Gemeinden gab, haben sich alle anderen Religionstraditionen erst nach 1975 gebildet, erklärt David Leutwyler, Beauftragter für kirchliche und religiöse Angelegenheiten im Kanton Bern. Aktuell gibt es islamische, alevitische, buddhistische, hinduistische, Sikh und viele weitere. Diese Vielfalt konzentriert sich bis anhin indes vor allem auf die Städte und Agglomerationen.
Wer sind diese Gemeinschaften, wie sind sie organisiert und was für Aufgaben nehmen sie wahr? Das zeigt die erste vom Kanton Bern durchgeführte Religionsbefragung. Am meisten erstaunt hat David Leutwyler, wie stark die Gemeinschaften von Freiwilligen getragen werden, selbst bei unverzichtbaren Kernaufgaben, wie die Führung von Gottesdiensten, Sekretariatsarbeiten oder die Reinigung der sakralen Räume. In Zahlen ausgedrückt leisten Freiwillige in den Gemeinschaften wöchentlich durchschnittlich 95 Arbeitsstunden, was über 2 Arbeitstagen entspricht.
Deutlich zeige die Befragung auch, dass die religiösen Gemeinschaften für einen immer noch beträchtlichen Teil der Bevölkerung eine sehr wichtige Rolle spielen, sowohl im Alltag als auch in schwierigen Lebensphasen. Gemäss David Leutwyler leisten sie auch einen wichtigen Beitrag zur Integrationsförderung. Was vielleicht erstaunen mag, wenn man davon ausgeht, dass in den Religionsgemeinschaften insbesondere die traditionelle Religion und Kultur der Herkunftsländer gelebt und weitergegeben wird. Leutwyler aber sagt, die Gemeinschaften seien aufgrund von Sprache und Kultur oft die erste Anlaufstelle für Migrant*innen und erhielten, ebenfalls oft von Freiwilligen, Unterstützung und Begleitung in behördlichen und alltäglichen Angelegenheiten.
Die Ergebnisse der Befragung sollen dem Kanton Bern als Basis für ein besseres Verständnis und eine verstärkte Zusammenarbeit mit den verschiedensten Religionsgemeinschaften dienen. Dies sei wichtig angesichts der Tatsache, dass die staatlichen und religiösen Institutionen viele Überschneidungspunkte aufweisen.