Video als Mittel der Rebellion der 1980er-Bewegung – RaBe trifft den Ethnologen, Filmemacher und Kurator Heinz Nigg – anlässlich der Ausstellung Rebel Video im Landesmuseum Zürich.
Video mit… statt Video über…
In den 1980er-Jahren gingen Jugendliche in vielen Schweizer Städten auf die Strasse und forderten Freiräume. Sie besetzten Häuser und lieferten sich regelmässig Strassenschlachten mit der Polizei – ein Höhepunkt waren die Opernhauskrawalle in Zürich. Eine Folge davon war, dass die Stadtoberen in mehreren Städten sogenannte Autonome Jugendzentren erlaubten – oder wenigstens tolerierten. Noch heute existieren die Berner Reitschule und die Rote Fabrik, die in den 1980er-Jahren von der bewegten Jugend besetzt wurden.
Ein neues Ausdrucksmittel der 80er-Jugendbewegung war Video. Im Vergleich zu Film war es billig. Jeder konnte filmen. Die Technologie ermöglichte visuelle Experimente aller Art. Der Ethnologe Heinz Nigg begann im Rahmen seiner Arbeit Videos zu drehen. Die bewegten Jugendlichen waren jedoch nicht bloss Subjekte dieser Produktionen, sondern sie nahmen auch aktiv daran teil. Video wurde zu einem wichtigen Mittel sowohl der politischen Aktion als auch des künstlerischen Ausdrucks. Niggs Engagement führte zwar zu seiner Entlassung an der Universität Zürich, doch er inspirierte viele. D.I.Y. (Do It Yourself) wurde auch beim Videoschaffen zur Devise. In Zürich, Bern, Basel, Lausanne und anderen Städten entstanden Videokollektive – wie der Zürcher Videoladen (aus dem später unter anderem DschointVentschr hervorging) oder ContainerTV in Bern:
Noch bis am 15. Oktober 2017 zeigt das Landesmuseum in Zürich die Ausstellung Rebel Video, die von Heinz Nigg kuratiert wurde. Dazu gibt es ein gleichnamiges Buch und die Webseite www.rebelvideo.ch, wo zahlreiche Videos frei zur Verfügung stehen. RaBe-Inforedaktor Michael Spahr hat Heinz Nigg für ein Interview in der Grossen Halle der Berner Reitschule getroffen.