Heute im Info: WWF veröffentlicht einen Bericht über die Erhitzung des Mittelmeers und die verheerenden Folgen, wir haben mit der grössten Umweltorganisation der Welt gesprochen. Zudem sprechen wir über den Wert von sozialen Medien bei der Weitervermittlung von Geschichte – Wie soll die Geschichte der Schweizer Verdingkinder auf Instagram funktionieren?
Den Podcast zur Sendung gibt’s hier:
Gefährlich warmes Mittelmeer, warnt WWF
Ein düsteres Bild wird gezeichnet, im neusten Bericht vom WWF mit dem Titel „The Climate Change Effect in the Mediterranean: Stories from an overheating sea“. Darin hält die Umweltorganisation fest, dass die Erwärmung des Mittelmeeres schneller voran schreite als die aller anderen Meere. «Warum das so ist, konnte die Wissenschaft noch nicht abschliessend klären», so Corina Gyssler, Mediensprecherin vom WWF im Interview mit RaBe. Der gesamte Mittelmeerraum erwärme sich schneller als andere Regionen der Welt, zudem habe das Mittelmeer nur wenige Abflüsse.
Schon jetzt habe der Klimawandel einige der wichtigsten Ökosysteme grundlegend und unwiderruflich verändert. Fast 1’000 gebietsfremde Arten seien bereits in die zunehmend wärmeren Gewässer des Mittelmeers gewandert und haben einheimische Arten verdrängt. Eine dieser invasiven Arten ist der Feuerfisch, auf dessen Speiseplan Dutzende einheimische Arten stehen und der in manchen Gegenden schon regelrecht zur Plage geworden ist.
Die Menschheit müsse dringend ihre Treibhausgasemissionen senken um diese Entwicklung zu verlangsamen oder ganz zu stoppen. Zudem brauche es mehr Schutzgebiete, erklärt Corina Gyssler vom WWF: «Gerade mal rund 1% des Mittelmeerraumes sind wirksam geschützt, laut führenden Wissenschaftler*innen müssten es jedoch 30% sein».
„Vergiss mich nie“ – Die Geschichte der Verdingkinder auf Instagram
Instagram ist eine schnelllebige Welt. Wird ein Bild gepostet, dann rutsch es sogleich nach unten und somit auch aus der unmittelbaren Wahrnehmung der Instagramer*innen. Was nun, wenn ein komplexes Thema auf dieser Plattform angegangen werden soll? Kann man diesem überhaupt gerecht werden in der oberflächlichen Insta-Bilderwelt?
Das sei auch ihre grösste Sorge gewesen, sagt Yvonne Haberstroh, die zusammen mit Elena Clavadetscher vergiss.mich.nie ins Leben gerufen hat. Ab dem 1. Mai haben die beiden auf diesem Instagram-Account täglich Storys und Bilder von Anna gepostet, einem fiktiven 14-jährigen Verdingmädchen. Dieses lebt im Jahr 1951 mit seiner alleinerziehenden Mutter und wird eines Tages von der Vormundschaft abgeholt und in eine Bauernfamilie verfrachtet, wo Anna (gespielt von Sarah Baumgartner) als billige Arbeitskraft missbraucht und misshandelt wird. So wie moderne Teenager das auch tun, lässt Anna die Instagram-Community täglich teilhaben an ihrem Leben – man kann ihre Verdingung also quasi in Echtzeit mitverfolgen.
Nebst Annas persönlicher Story posteten Elena Clavadetscher und Yvonne Haberstroh im Feed täglich Hintergrundinformationen zur Geschichte der Verdingung. Bis in die späten 1970er-Jahre war es in der Schweiz legal, Mädchen und Buben aus ihren Familien zu reissen und anderswo zu platzieren. Sie selber seien erschreckend spät auf dieses dunkle Kapitel Schweizer Geschichte gestossen, sagt Yvonne Haberstroh. «In der Schule waren Verdingkinder nie ein Thema. Wir sind dann bei der Recherche zu einem anderen Projekt darauf gestossen und haben beide gedacht ‘hey das kann doch nicht sein, dass wir nichts davon gewusst haben!’» Damit die Thematik auch anderen jungen Menschen ins Bewusstsein gerückt wird, haben Elena Clavadetscher und Yvonne Haberstroh im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der ZHdK dann vergiss.mich.nie ins Leben gerufen.
Die 15 Episoden à je 2 bis 5 Minuten, in denen das Verdingmädchen Anna Einblick in sein Leben gewährt, bilden ein spannendes Kurzdrama. Allerdings seien sie sich auch bewusst, dass diese Art von Geschichtsvermittlung ihre Limiten habe, sagt Yvonne Haberstroh. «Vergiss.mich.nie könnte in Schulen vielleicht dazu eingesetzt werden, um jüngere Menschen an das Thema Verdingung heranzuführen. Es ist aber extrem wichtig, dass dann noch vertieft darüber gesprochen wird. Annas Geschichte allein wird dem Ausmass des Themas nicht gerecht.»
Lied zur Sendung: „I See Stars“ von Sirens of Lesbos
Das heutige Lied zur Sendung ist der neue Song der Berner Band Sirens of Lesbos. Als die fünf Mitglieder von Sirens of Lesbos in den 2010er Jahren ihre Karriere begannen, machten sie sich auf den Weg, einen Ibiza-Club-Hit zu schreiben. Was erst nur als Spass gedacht war, wurde mit dem Song „Long Days, Hot Nights“ tatsächlich zum weltweiten Erfolg. Soul, Disco, Jazz – Der neue Song schliesst an das Sonnige Debütalbum „SOL“ an, das die Band 2020 herausgegeben hat.