Altansässige und neue Einwanderer lebten bis zur frühen Bronzezeit der heutigen Schweiz vermutlich nebeneinander und nicht miteinander. Dies zeigt eine kürzlich erschienene Studie unter Beteiligung des archäologischen Instituts der Universität Bern.
Dank dieser Studie konnte ein Stück weit deutlich gemacht werden, woher die heutigen Europäer*innen eigentlich genau stammen. Demnach kamen unserer Vorfahren nicht nur aus dem Nahen Osten, wie die älteste europäische Gesellschaft, sondern auch aus der kaspischen Steppe nördlich des Schwarzen Meeres. Diese gelangten um ca. 2800 v. Chr. in die Schweiz, – dafür sprechen archäologischer Funde aus dem Kulturkomplex der sogenannten Schnurkeramik. Die tatsächliche Durchmischung der altansässigen und der jüngeren Gesellschaft hat in manchen Regionen Mitteleuropas aber vermutlich erst einige hundert Jahre später begonnen. Eine Erkenntnis, die das Forschungsteam nur dank der umfangreichen Analyse von 96 alten Genomen aus insgesamt 13 Fundstätten in Deutschland, der Schweiz und dem französischen Elsass gewinnen konnte.
Der Auslöser für das vom Schweizerischen Nationalfonds und der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Forschungsprojekt war die Ausgrabung eines Grossen Steingrabs (Dolmengrab) in Oberbipp im Kanton Bern. Dort waren mindestens 40 Menschen in zwei Phasen um 3200 und um 2700 v.Chr. bestattet worden. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass es genau zwischen diesen beiden Phasen zu einer Durchmischung der altansässigen und der jüngeren Gesellschaft gekommen sein muss. Dank der umfangreichen DNA-Analyse von anderen Ausgrabungsstätten, ist sich das Forschungsteam einig: zwischen 2800 und 2700 v. Chr. muss es in weiten Teilen Mitteleuropas zu einem massiven Bevölkerungswechsel gekommen sein. «Allerdings verlief dieser Wechsel nicht überall gleich schnell», erklärt der Leiter des archäologischen Instituts der Universität Bern, Alber Hafner, im Gespräch mit Radio RaBe. Deshalb gehen die Archäologen davon aus, dass die beiden Gesellschaften in gewissen Regionen noch eine Zeit lang nebeneinander existiert. Beweise dafür liegen derzeit allerdings nur wenig vor. «Dafür gibt es im alpinen Raum der Schweiz bislang schlicht und einfach zu wenig Ausgrabungsstätten und Gräber, die uns genügend Hinweise liefern würden», ergänzt Albert Hafner.