Heute im Info blicken wir auf die in Bern wohl umstrittenste Abstimmungsvorlage vom 7. März über das Projekt «Zukunft Bahnhof Bern» und beleuchten die Ergebnisse einer Eawag-Studie zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Schweizer Seen.
Den Podcast gibt es hier:
Abstimmung: Zukunft Bahnhof Bern
Wie soll die Umgebung des Berner Bahnhofs künftig aussehen?
Am Sonntag, 7. März 2021 entscheiden die Berner Stimmbürger*innen über das ZBB-Projekt «Zukunft Bahnhof Bern», beziehungsweise über den dazu notwendigen Kredit von 112,17 Millionen Franken. Mit «Zukunft Bahnhof Bern» soll die Bahnhofsumgebung den Bedürfnissen angepasst werden, welche der Bahnhofsausbau mit dem neuen unterirdischen Bahnhof für den Regionalverkehr RBS und den neuen Zugängen beim Bubengerplatz und der Länggasse mit sich bringt. Die Inbetriebnahme ist für 2027 geplant.
Um keine andere Vorlage tobt der Abstimmungskampf derzeit heftiger. Umstritten ist dabei insbesondere die geplante, unterirdische Personenunterführung vom Hirschengraben direkt in den neuen Bahnhof, welche eine komplette Umgestaltung des Hirschengrabens mit sich bringen würde.
Die Vorlage hat gar das sonst bei Abstimmungen meist geschlossen auftretende RGM-Bündnis gespalten. Die Mitgliederversammlung der Grünen Freien Liste GFL, die Partei des Stadtpräsidenten hat die Nein-Parole beschlossen. GFL-Stadträtin Brigitte Hilty-Haller bedauert dies. Über «Zukunft Bahnhof Bern» könne die Stadt Bern nicht alleine entscheiden. Die Vorlage sei eine durch lange Verhandlungen zustande gekommene Kompromisslösung der zahlreichen am Projekt beteiligten Parteien, von Bund über Kanton bis zur Regionalkonferenz, der Agglomerationsgemeinden und der SBB. Die Vorlage sei zwar keine Ideallösung, jedoch eine gute und notwendige Kompromisslösung.
Obwohl der motorisierte Verkehr am Bubenbergplatz laut Vorlage um 60% reduziert wird, würde es gemäss dem JA-Komitee zu einem Verkehrschaos führen, wenn nach dem Bahnhofsumbau sämtliche Passant*innenströme über den Fussgängerstreifen gehen würden. Wer einen starken öffentlichen Verkehr wolle, müsse der Personenunterführung zustimmen, so Edith Siegenthaler, Co-Präsidentin der SP Stadt Bern.
Laut dem Nein-Komitee ist diese Unterführung mit Kosten von 36 Millionen Franken und Folgekosten von jährlich 300 000 Franken nicht nur zu teuer, sondern auch unnötig und unschön, weil dadurch der ganze Hirschengraben «zerstört» werde.
Das Komitee Rettet den Hirschengraben plädiert stattdessen dafür, den Fussgängerstreifen beim Bubenbergplatz statt auf 17 direkt auf 25 Meter zu verbreitern. Laut dem pensionierten Verkehrsplaner Pierre Pestalozzi reicht das vollkommen, um die wachsenden Passant*innenströme aufzunehmen, welche durch den Bahnhofsneubau entstehen, ohne dass es dadurch am Bubenbergplatz zu einem Verkehrschaos komme. Die Stadt gehe in ihrem Prognosen von zu hohen Passant*innenzahlen aus.
In einem zweiten Schritt wünscht sich das Komitee, mitsamt den sämtlich darin vertretenen Architektenverbänden, dass die Stadt ein Gesamtkonzept erarbeitet, welches die Neugestaltung des gesamten Perimeters rund um den Bahnhof vom Hirschengraben bis zur Schützenmatteumfasst umfasst und allenfalls auch die Idee eines autofreien Bahnhofspklatzes wieder aufgreift, so Archtiket Arpad Boa.
Schweizer Seen und die Klimaerhitzung
Eine neue Studie des Wasserforschungsinstitut der ETH nahm sich der Frage an, welchen Einfluss die Klimaerhitzung auf die Schweizer Seen haben wird. 29 verschiedene Seen hat die Eawag dafür untersucht, vom tief gelegenen Lago Maggiore bis zum Silsersee im Engadin auf fast 1800 Metern über Meer.
Dabei kommt die Studie zum Schluss, dass vor allem Seen in mittleren Höhenlagen unter Druck stehen. Studienleiter Love Råman Vinnå erklärt im Interview mit RaBe, dass manche Seen im Winter kaum mehr mit Eis bedeckt sein werden. Eine Entwicklung die sich selbst verstärke: «Weniger Eisbildung im Winter bedeutet grundsätzlich eine schnellere Erwärmung der Seen».
Ausserdem würde sich das Wasser der Seen nicht mehr zweimal pro Jahr – im Frühling und im Herbst – vollständig durchmischen. Normalerweise sorge dieser Austausch dafür, dass sich sauerstoffreiches und nährstoffarmes Oberflächenwasser mit dem sauerstoffarmen und nährstoffreichen Wasser vom Seegrund mische. Bleibe dieser Prozess aus, so verändere sich das Ökosystem des Sees. In der Folge davon könnten zum Beispiel giftige, sogenannte Cyanobakterien Überhand nehmen. Eine Gefahr für Mensch und Tier, bereits gesehen im letzten Sommer, als mehrere Hunde nach dem Schwimmen im Neuenburgersee verstarben. «Durch konsequenten Klimaschutz könnten drastische Veränderungen in den Seen noch verhindert werden», so Råman Vinnå.