Heute im RaBe-Info beleuchten wir die Vergangenheit des LSD und wagen einen Ausblick in die Zukunft der Schweizer Drogenpolitik. Und: 10 Jahre Syrienkrieg. Zwei Ärzte erzählen von ihrem Alltag im syrischen Gesundheitswesen.
Verbot von LSD: Rück- und Ausblick
Nachdem der Basler Chemiker Albert Hofmann aus Versehen eine winzige Menge LSD eingenommen hatte, führte er heute vor genau 78 Jahren einen ersten kontrollierten Versuch mit dem Stoff durch. Eigentlich hatte er damit gearbeitet um ein Herzmedikament herzustellen – seine Entdeckung prägte dann jedoch ganze Generationen und Kunstrichtungen.
«Alles in meinem Gesichtsfeld schwankte und war verzerrt wie in einem gekrümmten Spiegel», erinnerte er sich später an diesen 19. April 1943. Er war damals mit dem Fahrrad von seiner Forschungsstätte bei der Pharmafirma Sandoz nach Hause an den Stadtrand von Basel gefahren, weswegen der heutige Tag auch als «Bicycle Day» gefeiert wird.
Rund 25 Jahre später wurde das Lysergsäurediethylamid verboten. Dass dieses Verbot vor allem mit den Hippies zu tun hatte, sei eine verkürzte Erklärung, sagt Magaly Tornay, Historikerin an der Uni Bern, im Interview mit RaBe. Der Contergan-Skandal Anfang der 60er-Jahre habe die Zulassungsverfahren in der Pharmazie stark erschwert. «Mit diesem Skandal rückten nicht nur die Risiken von diesem Stoff, sondern von Medikament ganz allgemein ins Rampenlicht.» Neuerdings habe man einerseits Wirkungen und Nebenwirkungen von Arzneimitteln dokumentieren müssen. Andererseits mussten die zugehörigen Experimente statistisch auswertbar und wiederholbar werden. «Das war bei LSD ein Problem, weil es nicht nur von Mensch zu Mensch verschieden wirkt, sondern weil es auch bei derselben Person je nach Tagesverfassung auch wieder unterschiedliche Erfahrungen hervorruft.» LSD passte also kaum ins neu standardisierte Verfahren der Medikamentenzulassung.
Heute wird der Stoff in der Schweiz vereinzelt wieder zur Behandlung von psychischen Krankheiten wie zum Beispiel Depressionen oder Posttraumatischen Belastungsstörungen verwendet. Es sei jedoch nicht einfach, dafür eine Lizenz zu erhalten. Zudem verwende man LSD in der Grundlagenforschung zum Beispiel bei der Frage, wie das menschliche Bewusstsein funktioniere.
Ob das LSD jemals wieder freigegeben werde, sei nicht klar, so Tornay. «Wenn etwas einmal illegal ist, braucht es grosse politische Überzeugungsarbeit und handfeste Interessen um die Legalisierung voranzutreiben.» Dies sehe sie im Moment kaum gegeben, die Patente für das LSD seien schon lange abgelaufen, mit dem Lysergsäurediethylamid lasse sich also kaum das grosse Geld verdienen.
Ärzte ohne Grenzen zeigt die humanitäre Krise in Syrien
Im April vor zehn Jahren eskalierten die friedlichen Proteste im Rahmen des arabischen Frühlings, als die Regierung entschied, die reguläre Armee gegen friedliche Demonstrierende einzusetzen – der Auslöser für den Bürgerkrieg. Der Wunsch der Opposition, die Demokratisierung Syriens zu erreichen, rückte in diesem Krieg nach und nach in den Hintergrund, stattdessen trat der Kampf verschiedener Organisationen aus religiösen und ethnischen Gründen in den Vordergrund.
Ärzte ohne Grenzen veröffentlicht zum traurigen Jahrestag einen multimedialen Bericht über die humanitäre Katastrophe in Syrien. Das syrische Gesundheitssystem ist nach Jahren des Krieges sehr geschwächt. Viele Gesundheitseinrichtungen wurden bei Kämpfen zerstört und sind nicht mehr in Betrieb.Medizinische Hilfe wurd im Syrien-Krieg von Beginn an in Visier genommen.
2012 verabschiedet die syrische Regierung ein Gesetz, das medizinische Aktivitäten in von der Opposition kontrollierten Gebieten verbietet. Durch die zusätzliche Zerstörung von Gesundheitsstationen werden der Bevölkerung lebenswichtige Dienste entzogen. Das Leben von Patient*innen wird aufs Spiel gesetzt. Viele Menschen suchen keine medizinische Hilfe auf aus Angst bombardiert, verhaftet oder gefoltert zu werden.
Zum Bericht «10 Jahre Krieg – ohne Ausweg?!» von Ärzte ohne Grenzen mit Videos aus Syrien geht es hier.