In Schweizer Städten und Agglomerationen ist preisgünstiges und partizipatives Wohnen selten geworden. Die Mietpreise sind in den vergangenen Jahren derart rasant angestiegen, dass sich Menschen mit niedrigem Einkommen kaum noch eine Wohnung in der Stadt leisten können. Eine entsprechende Trendwende scheint sich dabei nicht abzuzeichnen. Denn die Politik tut sich schwer damit, den verantwortlichen Hauseigentümer*innen einen Riegel vorzuschieben und das Immobilien-Business floriert wie nie zuvor. (Hier geht es zu einem aktuellen Beitrag von uns über das Problem «steigende Mietpreise»).
Immer mehr Menschen sehnen sich daher nach neuen, innovativen Wohnformen, die der altbekannten Problematik entgegenwirken. Besonders stark gestiegen ist die Nachfrage im Bereich des gemeinnützigen oder auch genossenschaftlichen Wohnens. Soziale und umweltverträgliche Wohnformen in Kombination mit attraktiven Aussenräumen – darin sehen viele Menschen nicht nur eine Antwort auf die horrenden Mietpreise, sondern auch auf die ganz grossen Herausforderungen unserer Zeit wie beispielsweise die Klimakrise.
Wie wollen wir also wohnen? Mit dieser Frage beschäftigt sich derzeit eine kleine Ausstellung im Berner Generationenhaus, anlässlich des 101-jährigen Jubiläums der Wohnbaugenossenschaften Bern-Solothurn. Für die Sensibilisierung der Öffentlichkeit, der Politik und weiterer interessierter Kreise werden in der Ausstellung sowie mit dazu gehörigen Veranstaltungen soziale, ökonomische und ökologische Themen sowie der Umgang mit der knappen Ressource «Wohnraum» und der Mehrwert von gemeinnützigem Wohnbau thematisiert.
Daniel Blumer, Geschäftsleiter der Wohnbaugenossenschaften Bern-Solothurn erklärt im Gespräch mit Salim Staubli, weshalb wir uns öfters mit der Frage «Wie wollen wir wohnen» auseinandersetzten sollten:
Passend zum Thema der Ausstellung, stellen wir euch im RaBe-Info bis Ende September jeden Montag eine besondere Wohnform aus der Region Bern vor. Den Auftakt macht am 13.09. ein Porträt über den Verein Q-Hof in der Berner Lorraine. Die Beiträge werde auf dieser Seite fortlaufend hochgeladen.
Portrait Wohnbaugenossenschaft «Q-Hof»
In der Ausstellung «Wie wollen wir wohnen?» wird unter anderem der Verein Q-Hof in der Lorraine porträtiert. Offiziell gegründet wurde die Wohnbaugenoss*innenschaft (WBG) «Q-Hof» im Jahr 1989, wobei sie in ihren Statuten die sanfte Renovation der Liegenschaft sowie die Erhaltung kollektiven und preisgünstigen Wohnraums festlegte. 1996 kam letztendlich ein Baurechtsvertrag zwischen der Stadt Bern und der WBG Q-Hof zustande. 10 Jahre später übernahm die WBG Q-Hof das Nachbarhaus am Dammweg 41 ebenfalls im Baurecht. 2019/20 wurde die Liegenschaft am Dammweg 41 ausgebaut.
Die Genossenschaft ist selbstverwaltet, die Bewohner*innen kümmern sich selber um anfallende Arbeiten und entscheiden gemeinsam über Grundsätzliches. Heute leben in den insgesamt 10 Häusern 41 Erwachsene und 9 Kinder in meist kleinen Wohnungen.
Im Rahmen unserer Serie „Wie wollen wir wohnen“ haben wir der selbstverwalteten Genossenschaft in der Lorraine einen Besuch abgestattet. Dort sprach Salim Staubli mit den beiden Genossenschaftlern „Nicce“ und „Pole“ über das Leben in der Gemeinschaft und über ihre Beweggründe in einer Genossenschaft leben zu wollen.
Portrait Wohngemeinschaft «Wohnen mit Kindern»
Eine aussergewöhnliche Wohnform betreibt auch die Gemeinschaft «Wohnen mit Kindern» in der Tiefenau. Insgesamt 20 Personen, bestehend aus Familien, Alleinerziehenden und Einzelpersonen, teilen sich hier gemeinsam die Räumlichkeiten der ehemaligen Direktionsvilla der Spinnerei Felsenau. Neue Perspektiven auf das Zusammenleben mit Kindern gewinnen. Das ist dem Verein «Wohnen mit Kindern» ganz besonders wichtig. So sehr, dass die Bewohner*innen der ehemaligen Direktionsvilla das Zusammenleben mit Kindern sogar in ihre Vereinsstatuten geschrieben haben. Für Florian und seinen Mitbewohner Simon war die Idee des generationenübergreifenden Wohnens ausschlaggebend um in die Gross-WG am Rande der Stadt zu ziehen. Zudem lebt es sich in der Gross-WG am Spinnereiweg ausgesprochen günstig: Gerade mal 500 Franken bezahlen die Bewohner*innen im Schnitt – das ist für stadtberner Verhältnisse eher wenig.