Über 200 Millionen Frauen und Mädchen weltweit sind von weiblicher Genitalbeschneidung betroffen, betont die Weltgesundheitsorganisation WHO zum heutigen internationalen Tag gegen Genitalbeschneidung.
Hierzulande gehen die Schätzungen des Netzwerks gegen Mädchenbeschneidung Schweiz von rund 22 000 betroffenen oder gefährdeten Mädchen und Frauen aus. Die Schätzungen basieren auf der Bevölkerungsstatistik und den Vorkommensraten von weiblicher Genitalbeschneidung in den jeweiligen Herkunftsländern.
Um Beschneidungen wirksamer vorzubeugen, will das Netzwerk künftig verstärkt auch Männer in die Präventionsarbeit einbinden. Einer von ihnen ist Yohannes Berhane aus Eritrea. In einem Präventionsvideo des Netzwerks sagt er: «Keine Religion und kein religiöser Text schreibt die Beschneidung oder Verstümmelung von Mädchen vor. Gott hat die Frauen als Ganzes erschaffen.»
Yohannes Berhane sei sehr gut vernetzt hierzulande und nutze nun sein Netzwerk für Präventionsarbeit in der eigenen Community. Unter anderem organisiere er Gesprächsgruppen explizit für Männer, sagt Simone Giger, Präventionsbeauftragte bei Caritas Schweiz. Caritas ist Teil des Netzwerks gegen Mädchenbeschneidung.
Genitalbeschneidung sei ein hochtabuisiertes Thema und werde von den Männern gemeinhin als Frauensache angesehen, betont Giger. Viele Männer wüssten kaum darüber Bescheid und würden sich auch nicht gross einmischen wollen. Das sei schade, sagt Giger, weil die Gesellschaften, in denen Genitalbeschneidungen vorkämen, stark patriarchal geprägt seien. Somit könnten gerade Männer aus ihrer gesellschaftlichen Position der Stärke heraus einen wichtigen Beitrag zur Prävention leisten. Dementsprechend hat sich das Netzwerk auch zum Ziel gesetzt, Männer künftig verstärkt in die Präventionsarbeit einzubinden.