Heute im Info sprechen wir mit Ahmed H., welcher 4 Jahre lang unschuldig in Ungarn im Gefängnis sass, wir werfen einen Blick zurück auf 100 Jahre Bauhaus und fragen bei ProVelo nach, welche Politik sich der Dachverband für die kommende Legislatur wünscht.
Ahmed H. durfte endlich nach Hause
Ein Albtraum ist zu Ende gegangen: Seit Ende September ist Ahmed H. zurück in Zypern bei seiner zyprischen Frau Nadia und seinen Kindern. 4 Jahre lang sass der Syrer unschuldig im Gefängnis in Ungarn.
Nach einem denkwürdigen politischen Schauprozess (vgl. RaBe-Info Sept18) wurde er am 20. September 2018 wegen angeblichem Terrorismus zu 5 Jahren Haft verurteilt.
Die Anklage geht zurück auf die Ereignisse im Sommer 2015, als Ungarn von einem Tag auf den anderen die Balkanroute schloss, und Wut und Verzweiflung über die verweigerte Einreise nach Europa an der Grenze bald in Gewalt umschlugen. Es kam zu schweren Ausschreitungen zwischen Geflüchteten und Polizeikräften, der Grenzzaun wurde beschädigt und PolizistInnen mit Steinen beworfen, die ihrerseits mit Tränengas und Wasserwerfern zurückschlugen.
Im Zuge dieser Proteste wurde Ahmed H. verhaftet. 3 Jahre lang sass er in Budapest in Untersuchungshaft, während ihn die rechtsnationalistische Fidesz-Regierung von Victor Orban zu einem gefährlichen Terroristen hochstilisierte, um ihn für ihre fremdenfeindliche Hetzkampagne gegen MigrantInnen und Geflüchtete zu missbrauchen.
Im Herbst 2018 bestätigte auch die letzte gerichtliche Instanz den Terrorismusvorwurf, obwohl sämtliche Beweise gegen Ahmed H. inzwischen widerlegt worden sind. Die letzte Instanz reduzierte die Haftstrafe jedoch auf das Minimum von 5 Jahren und weil die Untersuchungshaft zur Haftstrafe hinzugerechnet wurde, wurde Ahmed H. wegen guter Führung im Januar 2019 vorzeitig freigelassen.
Ahmed H. ist mit einer Zypriotin verheiratet. Deshalb hätte er nach seiner Freilassung im Rahmen der Familienzusammenführung eigentlich sofort die Erlaubnis erhalten sollen, nach Zypern einzureisen. Dennoch vergingen weitere 6 Monate, bis ihm die zypriotischen Behörden, wohl auch unter Druck der internationalen Solidaritätskampagne, die Einreise erlaubten.
Zurück in Zypern strebt Ahmed H nun seinerseits zwei Gerichtsprozesse an: Einerseits will er erneut gerichtlich gegen seine Verurteilung als angeblicher Terrorist vorgehen und andererseits will er aufgrund der Verleumdungskampagne Klage gegen den ungarischen Staat einreichen. Gleichzeitig versuchen Ahmed H. und seine Frau Nadia die schwierige Zeit der Gefangenschaft zu verdauen und in ihr altes Leben zurückzufinden, wie sie im Gespräch mit RaBe sagten:
Das Original-Interview in Englisch:
100 Jahre Bauhaus
1919 gründete in der deutschen Stadt Weimar ein Mann namens Walter Gropius zusammen mit Gleichgesinnten die Kunstschule Bauhaus. Der Name Bauhaus geht auf Bauhütten im Mittelalter zurück, in denen Künstler und Handwerker zusammen arbeiteten. Diese Idee ist auch im Bauhaus zentral: Kunst und Handwerk sollen den gleichen Stellenwert haben.
Neue Kunst für einen neuen Menschen in einer neuen Welt. Ungefähr so lässt sich das Ansinnen der Lehrwerkstätte Bauhaus zusammenfassen. Diese Neuausrichtung muss als Reaktion verstanden werden auf das, was 1919 in der Welt gerade vor sich ging – eine Welt, die in Unordnung geraten war und in der alte Werte ihre Gültigkeit verloren hatten. Soeben war mit dem Ende des ersten Weltkriegs die alte Herrschaftsordnung zusammengebrochen, die galoppierende Industrialisierung sorgte für einen neuen, schnelleren Alltag und grosse Maschinen vereinfachten den Produktionsprozess. Der neuen Welt versuchte man mit neuen Ausdrucksformen gerecht zu werden.
Bauhaus wollte weg vom alten Tand der Kaiserzeit, weg von Schnörkel und Ornament. Neu wurden schlichte Formen bevorzugt: Dreieck, Kreis und Quadrat, sowie die Grundfarben Gelb, Blau und Rot. Die Form sollte dabei stets im Auftrag der Funktion stehen; Gegenstände sollten einfach und praktisch gestaltet werden, damit sie in Serie produziert werden konnten.
Doch das Bauhaus stiess auch auf Ablehnung und Widerstand. Vor allem Konservative und Rechte störten sich an der Lebens- und Kulturauffassung der Schule, die sie als kommunistisch einordneten. Darum wurden Mitte der 1920er-Jahre Zuschüsse ans Bauhaus um die Hälfte gekürzt, worauf die Lehrstätte von Weimar weiter nach Dessau umzog. Als die NSDAP auch dort stärkste Kraft wurde, setzte sie die Schliessung des Bauhauses durch. Viele Bauhäusler*innen emigrierten und trugen so den Bauhausgedanken in die Welt hinaus.
Bauhaus gilt die einflussreichste Kunst- und Designschule des 20. Jahrhunderts. Moderne Architektur mit flachen Dächern, Häuser aus weissen Betonwürfel, Glasfronten, Möbel aus Stahl, Schlichtheit und Schnörkellosigkeit – all das haben wir Bauhaus zu verdanken. Klar, durchsichtig und funktional sollte alles sein für den neuen Menschen des 20. Jahrhunderts.
Bis zu seinem Tod im Jahre 1969 blieb Walter Gropius die grosse Figur in Sachen Bauhaus. Wann immer es eine Auskunft zum Thema brauchte: Walter Gropius war zur Stelle und wurde dabei auch nie müde, seine eigene wichtige Rolle zu betonen. Bloss: Der vermeintliche Architekt war eigentlich gar keiner. Wie Bernd Polster in seiner Biografie «Walter Gropius der Architekt seines Ruhmes» beschreibt, sei Gropius ein geschickter und charismatischer Ideen-Klauer gewesen.
Das Zentrum Paul Klee zeigt noch bis 12.1.19 die Austellung Bauhaus Imaginista
Wahlserie Teil 3 – Welche Politik wünscht sich Pro Velo Bern?
Am 20. Oktober finden die National- und Ständeratswahlen statt. Dann wird sich zeigen, welche Politik uns während der kommenden Legislatur erwartet und welche Veränderungen uns bevorstehen. Doch bereits jetzt steht fest, dass in den kommenden Jahren im Bundeshaus ein etwas anderer Wind wehen wird. Die Zeichen stehen auf grün und der damit verbundene Linksrutsch ist für die bürgerlichen Parteien wohl kaum mehr abwendbar.
Doch was bedeutet dieser Linksrutsch eigentlich für die wirtschaftlichen und politischen Interessen von kleineren Unternehmen, StartUps, Vereinen oder Organisationen? Und welche Massnahmen erhoffen sie sich von der Politik, um den Unternehmensstandort Schweiz auch künftig attraktiv zu halten?
Im Rahmen einer Wahlserie ist Salim Staubli diesen Fragen nachgegangen und war dafür bei verschiedenen kleineren Unternehmen und Vereinen in der Stadt Bern zu Besuch. So auch bei Pro Velo Bern, einem politisch unabhängigen Verein, der sich ausschliesslich für die Interessen der Velofahrenden einsetzt. Von Präsident Michael Sutter wollte er wissen, ob sich denn die nationale Politik in den vergangenen Jahren überhaupt ausreichend mit den Interessen der VelofahrerInnen beschäftigt hat: