Viola Amherd (CVP) und Karin Keller-Sutter (FDP) machen das Rennen in der Bundesratsersatzwahl. Der freiwillig.engagiert.Sozialpreis der Stadt Bern geht dieses Jahr an insgesamt vier Organisationen. Und: das Kino Rex widmet sich in Zusammenarbeit mit dem Berner Rassismusstammtisch in der Reihe «Liebe weisse Menschen…» schwarzem Filmschaffen. Das und mehr gibts im heutigen Info-Podcast zu hören:
Drei statt zwei Bundesrätinnen
Bei den Ersatzwahlen für Doris Leuthard (CVP) und Johann Schneider Ammann (FDP) gab es keine Überraschung. Die beiden Favoritinnen Viola Amherd (CVP) und Karin Keller-Sutter (FDP) wurden auf Anhieb gewählt. Spannend wird es, wer in Zukunft welches Departement führen wird. Dort können Bundesratsmitglieder wichtige Akzente setzen. Würde zum Beispiel Simonetta Sommaruga (SP) das UVEK (Umwelt, Verkehr, Energie, Medien) übernehmen, dürfte die Politik im Umgang mit dem Klimawandel mehr linke Akzente erhalten. Würde die – als Hardlinerin bekannte – Keller-Sutter das Justizdepartement übernehmen, könnte ein noch rauherer Wind in der Migrationspolitik wehen. Möglich ist auch, dass mehr Frauen in der Regierung, mehr Mut bei Entscheidungen bedeuten können. 2011 – als es vier Bundesrätinnen gab – beschloss der Bundesrat relativ überraschend den Atomausstieg. Richtig spannend werden die Bundesratswahlen wahrscheinlich erst in einem Jahr – bei den Gesamterneuerungswahlen 2019.
Freiwillig und engagiert – die Stadt Bern verleiht den Sozialpreis 2018
Die Sozialdirektorin Franziska Teuscher hat gestern im Namen der Stadt Bern vier Organisationen mit dem freiwillig.engagiert.Sozialpreis 2018 ausgezeichnet, welche im Bereich der Freiwilligenarbeit tätig sind. Der Preis wurde erstmals unter diesem Namen verliehen, er baut auf der Tradition des bisherigen Integrations- und Sozialpreises auf. Insgesamt verlieh die Stadt Bern gemeinsam mit der Warlomont-Anger-Stiftung 20’000 Franken.
Mit je 3’000 Franken ausgezeichnet wurden das Projekt Job Caddie Bern und der Verein Warmbächlibrache. Bei ersterem handelt es sich um ein Mentoring-Projekt für Jugendliche und junge Erwachsene, die sich beruflich in einer schwierigen Situation befinden. Im letzten Jahr wurden rund 60 Jugendliche in einem 1:1 Mentoring betreut, drei Viertel davon fanden danach eine berufliche Anschlusslösung. Der Verein Warmbächlibrache hat die Steinwüste im Westen Berns in eine kreative Oase verwandelt und in den letzten drei Jahren mit der Zwischennutzung Leben ins Quartier gebracht.
Zwei Organisationen erhielten den mit 7’000 Franken dotierten Preis. Einerseits das Innovage Netzwerk Bern-Solothurn, in welchem sich pensionierte Führungs- und Fachkräfte für die Beratung und Projektleitung von Non-Profit-Organisationen zur Verfügung stellen. Andererseits der noch junge Verein Mazay. Dieser organisiert Deutschkurse für über 25-jährige Asylsuchende. Jüngere Asylsuchende würden schon während des Asylverfahrens gefördert, für die älteren fehlten jedoch oft entsprechende Angebote.
In ihrer Rede richtete Franziska Teuscher den Dank ausdrücklich an alle Bewerber*innen des «freiwillig.engagiert.Sozialpreises» 2018. Ohne die abertausenden von Stunden, die jährlich freiwillig geleistet würden, könne ein Gemeinwesen unmöglich funktionieren, so die Sozialdirektorin.
Filmreihe «Liebe weisse Menschen…»
Welche Erinnerungen werden wach, wenn Du an die Filme deiner Kindheit denkst? Welche Hautfarbe hatten die Figuren im Film? Hatten die Figuren die gleiche Hautfarbe wie Du?
Filme hinterlassen Eindrücke, Bilder und Geschichten, die wirkungsmächtig sind – Filme schaffen Helden und Stereotypen. Das Mainstream-Kino in den USA und auch in Europa wurde durch den Blick weisser Menschen geprägt: Es waren und sind weisse Helden, welche die Welt retten, schwarzen Menschen wird oft gar keine Rolle, oder dann diejenige des Bösewichts oder des «Edlen Wilden» zugeteilt. Die Erzeugnisse der Mainstream-Filmindustrie widerspiegeln und stärken eine gesellschaftliche Ordnung, in welche «Weiss-Sein» als Norm gilt und somit Ausdruck eines strukturellen Rassismus ist.
Gegensteuer begannen Ende der 1960er-Jahren verschiedene schwarze Regisseure zu geben, welche Geschichten über ihr Leben in Amerika zu drehen begannen. Diese Filme werden heute dem sogenannten «Black Cinema» zugerechnet. In Zusammenarbeit mit dem Berner Rassismusstammtisch widmet das Kino Rex nun dem schwarzem Kinoschaffen die Filmreihe Liebe weisse Menschen… Bis am 11. Dezember werden insgesamt 6 Filme gezeigt – darunter etwa «Do the Right Thing» von Spike Lee oder auch der preisgekrönte «I am not your Negro» von Raoul Peck.
Am Montag 10. Dezember lädt der Berner Rassismus-Stammtisch zudem im Kino Rex zum Gespräch über Identität und Stereotypen. Mit dabei ist auch Luvena Kopp, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Department für American Studies an der Unversität Tübingen und Expertin für Black Cinema. Auch wenn in letzter Zeit schwarzes Filmschaffen präsenter sei als auch schon – dies dank Filmen wie dem oscar-gekrönten Moonlight (Barry Jenkins, 2016), Black Panther (Ryan Coogler, 2018) oder BlacKkKlansman (Spike Lee, 2018) – so mache es durchaus Sinn, eine Filmreihe wie «Liebe weisse Menschen …» aufzugleisen, sagt Luvena Kopp, denn filmisches Schaffen könne mithelfen, Menschen auf der affektiven Ebene auf den immer noch grassierenden Rassismus aufmerksam zu machen.
Filmreihe Liebe weisse Menschen… 29.11. – 11.12. Kino Rex, Stammtischgespräch in der Rex Bar zum Thema Identität, rassistische Stereotypen und race im Film mit Vanessa E. Thompson (Goethe-Universität, Frankfurt a. M.) und Luvena Kopp (Universität Tübingen) Mo 10. 12. 20:30