Wir sprechen über die prekäre finanzielle Siuation der Veranstaltungs- und Eventbranche bzw. deren heutige Aktion «Night of Light» und analysieren die vergangene Sommersession: Wessen Anliegen hatten keine Chancen und welche überraschenden Entscheide wurden gefällt? Den Podcast gibt’s hier:
Night of Light – die prekäre Lage der Veranstaltungsbranche
Heute Montagabend werden im Rahmen der Aktion Night of Light von 22 – 24 Uhr in der ganzen Schweiz Gebäude rot ausgeleuchtet, in denen kulturelle Veranstaltungen aufgegleist werden oder stattfinden. Damit soll auf die schwierige Situation der Veranstaltungsbranche aufmerksam gemacht werden. Diese war als erste von der Corona-Krise betroffen und wird auch als letzte von den gelockerten Massnahmen profitieren können.
Die vom Bund verordneten Einschränkungen bedeuteten faktisch ein Berufsverbot für die Branche, sagt Katharina P. Langstrumpf von der Konzertagentur Kathamusic. Zwar dürfen kleine Events mit bis zu 300 Leuten wieder durchgeführt werden, ein Grossteil der Branche sei aber auf grössere Veranstaltungen ausgerichtet und angewiesen. Hinzu komme, dass der Bund Ende Mai unterstützende Zahlungen eingestellt habe, weswegen eine Insolvenzwelle drohe.
Die Vielfalt an Berufsfeldern in der Veranstaltungs- und Eventbranche ist gross. So sind nicht nur die auftretenden Musiker*innen von finanziellen Ausfällen betroffen, sondern beispielsweise auch Ton- und Lichttechniker*innen, Fahrer*innen, der Catering-Bereich, Grafiker*innen, Bühnenbauer*innen, Veranstalter*innen, Booker*innen und diverse andere Spezialdisziplinen.
Mit der Aktion Night of Light will die Branche sichtbar machen, wie viele Orte und Menschen effektiv in die Veranstaltungs- und Eventbranche involviert sind. Das Aktionskomitee erhoffe sich von dieser Sichtbarmachung, dass der Bund realisiere, dass es nicht nur um ein paar Einzelfälle gehe, sondern dass vielmehr tausende Gefahr liefen, finanziellen Schiffbruch zu erleiden, sagt Katharina P. Langstrumpf. «Wir brauchen bis zur Aufhebung der Massnahmen Ende August dringend weiterhin finanzielle Unterstützung.» Falls Privatpersonen ihre Solidarität zeigen wollten, dürften sie gerne auch bei der Aktion mitmachen.
Katharina P. Langstrumpf im Interview mit Rabe:
Rückblick auf aussergewöhnliche Sommersession
Am vergangenen Freitag ging die Sommersession des Parlaments in der Berner Expohalle zu Ende. Eine Session, die es in sich hatte. Denn anders als in der vergangenen Session ging es nicht mehr nur um die Bewältigung der Corona-Krise, sondern auch darum Wahlversprechen umzusetzen.
Im vergangenen Herbst wählten die Schweizer Stimmbürger*innen ein jüngeres, weiblicheres und vor allem deutlich grüneres Parlament. Daraus resultierten nun entsprechende Taten: Ein verschärftes Co2-Gesetz, eine Ehe für alle, ein neues Mediengesetz und weitere Beschlüsse, die vor allem die linken Parteien im Parlament immer wieder in Jubel ausbrechen liessen.
Die Abstimmungsresultate im Nationalrat unterschieden sich auffallend stark von denjenigen im Ständerat. So hat sich beispielsweise der Ständerat für einen erschwerten Wechsel von der Armee in den Zivildienst ausgesprochen, während der Nationalrat den entsprechenden Vorschlag am Ende der Session abschmetterte. Insgesamt zeigte sich der Nationalrat in der vergangenen Sommersession deutlich weniger kompromissbereit als noch vor ein paar Monaten. Das bekam vor allem die SVP zu spüren, die sich während den letzten Wochen fast durchgehend in der Opposition befand. Die FDP, welche ansonsten oftmals ein ähnliches Abstimmungsverhalten an den Tag legt wie die SVP, stimmte in dieser Session auffallend oft zugunsten von Anliegen der Mitte-Links-Parteien.
Gemeinsam mit unserem Politikexperten Roger Spindler blicken wir auf eine aussergewöhnliche Session zurück.