Im RaBe-Info beschäftigen uns heute die neusten Entwicklungen im Fall Julian Assange, der Vogel des Jahres 2021 sowie eine Hommage mit ungewöhnlichem Fokus zum 100. Geburtstag des Schweizer Literaten Friedrich Dürrenmatt.
Podcast der ganzen Sendung:
Keine Auslieferung von Julian Assange
Wikileaks-Gründer Julian Asssange wird nicht in USA ausgeliefert. Ein Londoner Gericht lehnte den Antrag ab. Die Richterin begründete das Urteil mit Assanges schlechtem psychischen Gesundheitszustand und den für ihn wohl lebensbedrohlichen Haftbedingungen, welche er in den USA zu erwarten hätte.
Als Sieg für die Pressefreiheit wertet die Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen, welche den Prozess seit Beginn kritisch begleitet, das Urteil jedoch nicht, weil die Richterin den Entscheid ausschliesslich mit den gesundheitlichen Folgen für Assange begründet habe. Sämtlichen anderen Argumenten der Verteidigung habe sie widersprochen und sei der Argumentationslinie der USA gefolgt. So hat laut dem Gericht Assange mit der Veröffentlichung von US-Geheimdokumenten zu den Kriegen im Irak und in Afghanistan die Grenze des Journalismus deutlich überschritten.
Dies wiederum lässt nun viel Raum für die Argumentation im Berufungsverfahren, wie Kritiker*innen befürchten.
Die USA haben bereits Berufung angekündigt. Das Verfahren könnte demnach über den britischen Supreme Court bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg weitergezogen werden. Expert*innen rechnen frühestens im Herbst 2021 mit einem endgültigen Urteil.
Assange bleibt nun vorerst in Haft, in einem Hochsicherheitsgefängnis für verurteile Schwerverbrecher und Terroristen. Laut ROG soll am Mittwoch entschieden werden, ob Assange unter Kaution auf freien Fuss kommt.
Steinkauz: Vogel des Jahres
Jedes Jahr kürt BirdLife Schweiz den Vogel des Jahres, im 2021 wird diese Ehre dem Steinkauz zuteil. «Athene Nocturna», wie der Steinkauz mit wissenschaftlichem Namen heisst, ist kaum 20 cm gross, hat ein typisches Kauzgesicht, also einen vergleichbar grossen Kopf und leuchtend gelbe Augen. Dazu trägt der Steinkauz ein eher unscheinbares Federkleid mit weissen Tupfen.
«Anfang der Nullerjahre war der Steinkauz fast aus der Schweiz verschwunden. Mit unterschiedlichen Massnahmen haben es Naturschutzorganisationen jedoch geschafft, der kleinen Eule wieder mehr Lebensraum zur Verfügung zu stellen», erklärt Martin Schuck, Abteilungsleiter Artenförderung bei BirdLife Schweiz im Interview mit Rabe. Eine Erfolgsgeschichte sei er also, der Steinkauz in der Schweiz – ein sympathisches Symbol für einen gelungenen Naturschutz und eine nachhaltige Landwirtschaftspolitik.
Eine Hommage zum 100. Geburtstag von Friedrich Dürrenmatt
Ein kleines Scherzchen habe man sich mit dem Titel «Ich bin nicht Stiller» erlaubt, sagt Matto Kämpf. Dieser veranstaltet heute Abend zusammen mit Schriftstellerkollege Gerhard Meister eine literarische Hommage zum 100. Geburtstag von Friedrich Dürrenmatt im Schlachthaus Theater Bern, wobei der Titel auf die Verwechslung anspielt, der Max Frisch (der Verfasser des Romanes «Stiller») und Friedrich Dürrenmatt zeitlebens ausgesetzt waren. Er sei als Kind eventuell selber auch dieser Verwechselung erlegen, sagt Gerhard Meister, schliesslich seien Frisch und Dürrenmatt damals einfach beides alte Männer mit dicken Brillen gewesen.
Meister war es auch, der die Idee für den Hommage-Abend mit Kämpf ausbrütete. Der Grund sei quasi ein geografischer. Beide sind nur ein paar wenige Kilometer von Dürrenmatts Heimatort Konolfingen aufgewachsen: Meister in Rüderswil, Kämpf in Steffisburg.
Friedrich Dürrenmatt ist heute vor allem für seine Kriminalromane und tragikomischen Theaterstücke berühmt, worin er oft die grossen Themen wie Schuld und Verrat, Macht und Verantwortung, Gut und Böse verhandelt. Sein Werk wurde aus verschiedensten wissenschaftlich-germanistischen Perspektiven begutachtet, so etwa Theologie, Mythologie, Astronomie, Philosophie, Physik und Alkohol. Matto Kämpf und Gerhard Meister deklamieren, fantasieren und tranchieren Dürrenmatt anhand vom Hund. Der beste Freund des Menschen tauche relativ oft in den Werken des Dichters auf und hätte auch in dessen Privatleben eine wichtige Rolle gespielt, sagt Gerhard Meister.
Wenn die beiden Autoren Meister und Kämpf zusammen einen Hommage-Abend ausbrüten, dann dürfte dabei auch Lustiges herauskommen, hegen die zwei doch in ihren eigenen literarischen Erzeugnissen die gleiche Vorliebe für absurden Humor, wie es auch Dürrenmatt tat. Oder wie es Matto Kämpf formuliert: «Ich fahre in einer ähnlichen Bobbahn wie Dürrenmatt, wenn auch nicht auf dem gleichen Niveau.»
Mehr zu Dürrenmatt und zum Hommage-Abend von Gerhard Meister und Matto Kämpf:
«Ich bin nicht Stiller / Dürrenmatt zum Hundersten» findet am 5. Januar um 19 Uhr im Schlachthaus Theater Bern statt und wird online übertragen. Die Veranstaltung findet einmalig statt und kann nicht nachgeschaut werden.