Heute werfen wir im RaBe-Info einen Blick auf die Polizeistatistik 2020 des Kantons Bern und wir berichten über die Situation an der EU-Aussengrenze zwischen Bosnien und Kroatien.
Corona verändert die Polizeiarbeit in Bern
Gestern präsentierte die Kantonspolizei Bern die Kriminalstatistik vom letzten Jahr. 2020 weist die polizeiliche Kriminalstatistik etwas mehr Straftaten aus als im Vorjahr. Zugenommen haben vor allem die Gewaltdelikte und die rapportierten Straftaten im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt, so Polizeikommandant Stefan Blättler an der gestrigen Medienkonferenz.
Die krasse Zunahme der polizeilichen Interventionen wegen Gewalt Zuhause, erstaune den Kommandanten persönlich. Die Gründe dafür würden aber erst im Laufe der Zeit tatsächlich evaluiert werden können, es sei wohl eine Mischung zwischen einer tatsächlichen Zunahme wegen der Coronapandemie und mehr Meldungen bei der Polizei dank stärkerer Sensibilisierung in der Bevölkerung. Eine Abnahme gab es im Bereich der Vermögensdelikte, insbesondere wurden weniger Diebstähle und Einbrüche verzeichnet. Die Polizei habe auch neue Aufgaben wahrgenommen, wie etwa Teile des Contact Tracings.
Einen Bericht über den starken Anstieg von häuslicher Gewalt im Kanton Bern 2020 kann hier nachgehört werden.
EU-Aussengrenze Bosnien-Kroatien
Die Festung Europa wird immer weiter ausgebaut. In den letzten Jahren hat sich das Budget der Grenzschutzagentur Frontex verfünffacht, wir haben mehrmals darüber berichtet. In der Grundrechte-Charta der EU wird das Recht auf Asyl gemäss der Genfer Flüchtlingskonvention garantiert und dort ist wiederum ein klares «Verbot der Ausweisung und Zurückweisung» festgehalten (Art 33). Das aber scheint an den EU-Aussengrenzen keine Rolle zu spielen, zum Beispiel im Norden von Bosnien.
«Es gibt Zeugnisse von verdrehten Armen, blauen Flecken an Rücken und Beinen, Brüchen und Verbrennungen. Es ist die Rede von sexuellen Übergriffen zudem würden manche Grenzpolizist*innen den Geflüchteten das Geld abnehmen und ihre Handys kaputt machen. Das Spektrum der Gewalt ist breit und die Schilderungen wiederholen sich», berichtet Klaus Petrus, freier Fotograf und Publizist im Interview mit RaBe. Petrus hat gerade gut zwei Wochen im Norden Bosniens verbracht um die ausweglose Situation der Geflüchteten zu dokumentieren.
Kroatien ist zwar teil der EU, jedoch noch nicht Schengen-Mitglied. «Deswegen muss Kroatien sich nun als Türsteher Europas beweisen», analysiert Petrus die Gewalt an der Grenze zu Bosnien. Er zweifelt jedoch, dass diese Art der europäischen Politik sinnvoll sei. «Es ist ja nicht so, dass auf Grund des stark ausgebauten Grenzschutzes niemand mehr käme, das Gegenteil ist der Fall. Es kommen immer noch Geflüchtete und die werden versuchen über die Grenze zu kommen, ungeachtet dessen wie stark diese EU-Aussengrenzen geschützt werden», so Petrus.