Wer gibt schon gern zu, den Hausschlüssel verlegt oder einen wichtigen Termin verschwitzt zu haben? Im Gegensatz zum Erinnern hat Vergessen einen eher schlechten Ruf.
Dabei ist es weit mehr als nur eine Lücke im Gedächtnis. Darum begibt sich Blaton auf Spurensuche nach den Vor- und Nachteilen des Vergessens. Samuel Schwegler nimmt uns mit auf seine Reportage im Juradorf Wiedlisbach, wo dementen Menschen ein möglichst selbstbestimmtes Leben ermöglicht wird. Ralph Natter beschäftigt sich mit weit zurückliegendem Vergessenem und unterhält sich mit der Dozentin für Assyrologie Dr. Johanna Tudeau über die heutzutage weitgehend vergessene assyrische Sprache.
Live im Studio beleuchten Evelyne Béguin und Dominique Bitschnau das Vergessen aus wissenschaftlicher Sicht und fordern sich selbst und die Hörer:innen mit einem Erinnerungs- oder – eben je nach Sichtweise – Vergessensspiel heraus.
Mal ehrlich Johanna Tudeau, bist du Indiana Jones?
„Elegant ist nicht elegant genug, das ist nicht das richtige Wort für Keilschrift. Man könnte vielleicht sogar ein Gebäude mit Keilschrift dekorieren und man würde nicht merken, dass es Keilschrift ist“, sagt Johanna Tudeau über die Schrift, der sie ihr Leben gewidmet hat. Sie ist Assyrologin an der Uni Bern und erforscht die akkadische und die sumerische Sprache. Jahrhundertelang war die Bedeutung dieser Sprache vergessen. Obwohl sich die Inschriften, mit denen man die Keilschrift neu entziffert hat, im Iran befinden, geht man heute davon aus, dass die Keilschrift in Irak entstanden ist. Die Bewohner der Wüsten dieser Weltregion wussten immer, dass es diese Schrift gibt, aber lesen und verstehen konnte man die Zeichen 3000 Jahre lang nicht mehr. Dort befinden sich auch die meisten Inschriften. Wie die Sprache wieder entdeckt wurde und wie Johannas Arbeitsalltag aussieht, darüber spricht Ralph Natter mit Johanna Tudeau in dieser Sendung.
Hier das in der Sendung erwähnte Beispiel der Keilschrift:
Transkription:
1. [tukumbi]-x mu diš-am3 he2-en-zu
2. [mu]-ni he2-sa6-sa6
3. [e]-ne-am3 dub-sar-re
Übersetzung: [Wenn (eine Person)]eine einzige Schreibzeile beherrscht, aber ihre Schreibzeile schön ist, dann ist diese Person entschieden ein Schreiber.
Referenz: P254868
Provenienz: Ur (mod. Tell Muqayyar)
Periode: Old Babylonian (ca. 1900-1600 BC)
Objekt : Übungstafel eines Students
Material: Ton
Mehr über diese Tafel hier:
https://cdli.mpiwg-berlin.mpg.de/search?simple-value%5B%5D=P254868&simple-field%5B%5D=keyword
Das Demenzdorf Wiedlisbach
Ein Altersheim spezialisiert für Demente im Kanton Bern nimmt eine Pionierrolle ein. Das Juradorf Wiedlisbach ist ein einzigartiges Projekt in der Schweiz. Ein Dorf mit Glockenturm, Brunnen, mehreren Wohnhäusern und einem Laden bietet Menschen mit Demenz eine geschützte Umgebung, die es ihnen ermöglicht, ihr Leben weiterhin möglichst frei zu gestalten.
Samuel Schwegler hat sich für eine Reportage auf Reise in den Jura begeben und einen Rundgang durch das Dorf gemacht.