Warum können Sans-Papiers, die legalisiert werden, nach wie vor bestraft werden? Kann ein Film einem Sans-Papiers ein Gesicht geben? Was bedeuten die Umstrukturierungen bei TAMEDIA? Warum feiern die Kummerbuben schon jetzt Weihnachten?
Sans-Papiers und die Absurditäten des Alltag
Vor zwei Monaten berichtete RaBe über die absurde Situation, in der viele Sans-Papiers stecken. Menschen ohne gültige Aufenthaltspapiere können ihren Aufenthaltsstatus legalisieren via die Härtefallregelung. Sie müssen beweisen, dass sie – je nach familiärer Situation – seit fünf oder zehn Jahren in der Schweiz gewohnt (und gearbeitet) haben. Damit erhöhen sie die Chance, eine Aufenthaltsbewilligung zu erhalten, liefern den Behörden jedoch gleichzeitig Beweise für ihren illegalen Aufenthalt. In der Stadt Basel hat das dazu geführt, dass Sans-Papiers zwar ihren Status legalisieren konnten, danach aber auch noch eine Busse erhielten, weil sie sich jahrelang in der Schweiz aufgehalten hatten.
Solinetz Basel hat deswegen einen offenen Brief an den zuständigen Regierungsrat Baschi Dürr (FDP) geschickt. Jetzt hat Dürr mit einem Antwortschreiben reagiert. Er anerkennt zwar die absurde Situation, aber will nichts an der Praxis ändern. Seine Begründung ist, die Behörden müssten die Sans-Papiers von Amtes wegen verfolgen. Zusätzlich schreibt er, dass diejenigen Behörden, die das nicht tun, sich strafbar machen. Anni Lanz vom Solinetz Basel sagt gegenüber RaBe, damit wecke Baschi Dürr „schlafende Hunde“, d.h. die liberale Handhabung in anderen Kantonen könnte sich verändern. Das absurde Basler-Modell könnte sogar Schule machen.
Da die meisten Menschen ohne gültigen Aufenthaltspapiere ihre Identität geheim halten müssen, fristen sie in der Schweiz oft ein unsichtbares Dasein. Die Menschen hinter dem anonymen Begriff „Sans-Papiers“ sichtbar machen, das will der gleichnamige Film. Entstanden ist er auf Initiative des 16-jährigen Gymnasiasten Nikolai Paul – mit Unterstützung der ebenfalls jungen Kollegen Angus Mackenzie und Florian Seifert. RaBe hat die jungen Filmemacher getroffen:
Am Samstag, 26. August 2017 um 14:30 Uhr feiert der Kurzfilm „Sans Papiers“ im Berner Kino Camera Premiere.
Der wohl bekannteste Sans-Papiers-Song ist „Clandestino“ von Manu Chao – soeben ist eine Cover-Version von Los Fastidios erschienen:
Kommentar zu den Umstrukturiereungen bei TAMEDIA
Eigentlich könnten wir jetzt schadenfreudig lachen, über diejenigen, die uns lange nur belächelt haben. Als RaBe vor zwanzig Jahren angefangen hat, zu senden – ohne Werbung – haben uns die Berner Medien ausgelacht. Was? Medien machen ohne Werbung, dafür mit einer engagierten Community? Das geht doch nicht… und dann haben Bund und Berner Zeitung RaBe mehrfach tot geschrieben.
Wer zuletzt lacht, könnten wir jetzt sagen. RaBe ist zwar nicht reich, aber auf soliden Beinen, während es nach den jüngsten Entwicklungen bei TAMEDIA eigentlich klar ist: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es bei der Berner Zeitung und beim Bund zu Entlassungen kommen wird und die Blätter ganz eingestellt werden. Zu gross ist das Interesse der TAMEDIA-AktionärInnen an Profiten von ihren lukrativen Betrieben wie Ricardo, Doodle oder Ticketcorner. Nur klein hingegen ist der Wille, die Publizistik weiterhin zu subventionieren, wenn auch in den aktuellen TAMEDIA-Medienmitteilungen Schönwettermeldungen verbreitet werden.
Doch zu lachen ist einem eigentlich nicht zu Mute. Auch wenn sie sozusagen zur Konkurrenz gehören, verdienen die Medienschaffenden bei Bund und Berner Zeitung unseren Respekt. Auch wir von RaBe sind manchmal froh, dass sie zuweilen gute Geschichten enthüllen. Und wir sind froh, wenn wir nicht einsam auf dem Medienplatz Bern sind. Eine funktionierende Demokratie braucht Medienvielfalt. Allerdings ist der jetzt befürchtete Einheitsbrei schon lange Realität. Zum Beispiel ist DER BUND nur noch eine Lokalausgabe des Zürcher Tagesanzeigers mit ein paar regionalen News. Internationale und meistens auch nationale News sehen heute überall fast gleich aus.
Vielleicht sollten die betroffenen Medienschaffenden bei TAMEDIA einfach die Konsequenzen ziehen. Das publizistische Schiff TAMEDIA sinken lassen und etwas eigenes neues schaffen. Wir von RaBe beweisen tagtäglich, dass es möglich ist – auch ohne Millionen im Rücken gute Publizistik zu produzieren.
Die Kummerbuben feiern Weihnachten
Schon jetzt proben die Berner Kummerbuben für das Theaterstück „Krabat“, das in der Weihnachtszeit im Stadttheater Bern aufgeführt wird. RaBe hat sie im Übungsraum besucht: