Viele scheuen sich vor der Lyrik: zu kompliziert, zu hochgestochen, zu komplex und zu verstaubt sei diese, so das gängige Credo. Dabei sei Lyrik doch aber etwas durchaus Modernes, schliesslich würden Gedichte ja nicht so anders funktioniern als ein Tweet oder eine Statusmeldung. Gedichte seien experimentell und schnell konsumierbar und desewegen zeitgenössisch wie das Internet. Das sagt der Berner Schriftsteller Raphael Urweider.
Der 43-Jährige preisgekrönte Lyriker Urweider ist ein Tausendsassa. Urweider schreibt Theaterstücke, rappt, ist ein begnadeter Pianist, tut bei der Too Late Show mit und hat mit «Wildern» soeben seinen vierten Gedichtband herausgegeben. Darin finden sich mehrere Gedichtzyklen, welche sich alle in irgendeiner Form mit Fremdsein, Entfremdung, Ortschaften oder eben: Verortung befassen. Urweiders Verse sind schlichte, leichte und doch kunstvolle Sprachgebilde, denen man nicht auf den ersten Blick ansieht, wie viel Arbeit dahintersteckt.