Heute sprechen wir über das grosse Loch, das Corona ins Portemonnaie der Stadt Bern reisst, über Sinn und Zweck von Online-Therapien und erleben im Radioblog Seltsames mit einem Hip-Hop-Fanin. Den Podcast zur Sendung gibst hier:
Langfristiges Loch im Portemonnaie der Stadt Bern
Die Befürchtungen haben sich bestätigt: Die Berner Stadtregierung rechnet für die kommenden Jahre mit schweren Defiziten von rund 37 Millionen Franken pro Jahr. Das geht aus dem Budget 2021 und dem provisorischen Finanzplan für die Jahre 2021 bis 2024 hervor, die die Stadtregierung am Donnerstag veröffentlicht hat. Hauptgrund dafür ist die Coronakrise. «Die Coronakrise verursacht Steuerausfälle, die vorderhand nicht kompensiert werden können», erklärte Finanzdirektor Michael Aebersold (SP) gegenüber Radio RaBe.
Der Gemeinderat geht davon aus, dass die Steuererträge gegenüber dem Budget 2020 um rund 67 Millionen Franken einbrechen werden. Damit würden fast 12 Prozent der budgetierten Steuererträge wegfallen, was aus finanzpolitischer Sicht einer Katastrophe gleichkommt. Der Gemeinderat befürchtet zudem, dass die Coronakrise zu einer Rezession führt, deren Bewältigung mehrere Jahre dauern könnte. Abhängig vom Ausmass einer solchen Rezession, aber auch von den Unterstützungsmassnahmen des Bundes und der Kantone dürften sich die Steuererträge nach den heutigen Prognosen voraussichtlich erst in den Jahren 2022 bis 2024 wieder erholen. Vor diesem Hintergrund hat der Gemeinderat für das kommende Jahr bereits umfangreiche Sparmassnahmen in der Höhe von insgesamt 23.5 Millionen Franken beschlossen. Gespart werden soll insbesondere in den fünf Direktionen der Stadt. Insgesamt werden 2021 wegen der Sparmassnahmen 17 steuerfinanzierte Stellen abgebaut. Die Direktionen verzichten entweder gänzlich auf die Schaffung neuer Stellen oder besetzen bisherige Stellen nicht mehr neu.
Wegen der hohen erwarteten Defizite will der Gemeinderat ab 2022 weitere Sparpakete in Angriff nehmen: «Unser Ziel ist es, die Stadtfinanzen ab 2022 mit 35 Millionen Franken zu entlasten, ab 2023 gar mit 45 Millionen Franken», betonte der Berner Finanzdirektor Michael Aebersold am Donnerstag vor den Medien.
Trotz den vorgesehenen Entlastungsmassnahmen und der erfolgreichen Finanzpolitik der vergangenen 10 Jahre, rechnet die Stadt Bern für das Jahr 2021 mit einer Neuverschuldung von über 50 Millionen Franken. «Den angestrebten Bruttoverschuldungsgrad von 140 Prozent wird die Stadt ohne Gegenmassnahmen nicht einhalten können», betonte Aebersold. Die Coronakrise habe das Wirtschaftswachstum und die Hochkonjunktur abrupt gestoppt. «Nun stehen finanzpolitisch schwierige Zeiten an.»
Kritik an den geplanten Sparmassnahmen kommt derweil vor allem von linker Seite. Geht es nach dem Grünen Bündnis der Stadt Bern hat der Gemeinderat zu voreilig gehandelt. Die Sparmassnahmen seien nach einem Quotenschlüssel zustande gekommen, der zu wenig inhaltliche Überlegungen vorsehe, gibt Co-Präsidentin Ursina Anderegg zu bedenken: «Das Grüne Bündnis trägt diese Rasenmäherpolitik nicht mit und wird in der Budgetberatung und mit parlamentarischen Vorstössen korrigierend eingreifen.»
Online-Selbsthilfe gegen Depressionen
Das psychologische Institut der Universität Bern hat zusammen mit dem Psychiatriezentrum Münsigen AG ein Online-Selbstghilfeprogramm namens Hermes entwickelt. Dieses soll den Menschen helfen, gegen leichte und mittlere Depressionen anzukämpfen. Einerseits als Quelle von Daten einer Studie der Universität, um die Online-Selbsthilfe besser zu erforschen. Andererseits als direkt anwendbares Programm im Stepped Care Projekt Kanton Bern.
Timur Steffen leitet das Projekt Stepped Care des Kantons Bern, welches innovativ und vor allem präventiv gegen Depressionen wirken will. Denn obwohl die meisten depressive Störungen heute gut behandelbar seien, würden mehr als die Hälfte der daran erkrankten Menschen zu spät behandelt. Er ist überzeugt davon, dass die Zugänglichkeit via Internet ein grosser Vorteil des Programms ist. Auch die Rückmeldungen seiner Patient*innen seien positiv. Er sieht seinen Beruf als Psychologe durch eine Therapieapplikation nicht bedroht. Die Online-Selbsthilfe sei eine gute begleitende Möglichkeit zur Gesprächstherapie. Dies sehe man auch an der Nachfrage des Programms ROCO, welches gegen psychische Belastungen rund um die Covid-19-Situation helfen soll.
«Glubschaugen» – Geschichte einer Hip-Hop Fanin
Es ist Freitag und somit Zeit für unsere akustische Kolumne, den Radioblog. Heute stammt dieser von Lukas Tschopp, er ist Kinder- und Jugendbetreuer sowie freier Texter und Comiczeichner. Tschopp erzählt die Geschichte von Hip-Hop Fanin Bianca de Bruyne, der allerlei Seltsames zustösst.