In unserer heutigen Infosendung geht es um Aktivismus in verschiedenen Gebieten. Wir sprechen über Widerstand gegen Sonntagsarbeit, Klimaaktivist*innen die Bankfilialen versperren und über eine gewünschte Lebensmittelrevolution.
Den Podcast zur Sendung gibt es hier:
Referendum gegen mehr Sonntagsverkäufe
Die UNIA und der Schweizerische Gewerkschaftsbund sammeln seit heute Unterschriften für ein Referendum gegen das neue Handels- und Gewerbegesetz des Kantons Bern. Das neue Gesetz
sieht neue Ladenöffnungszeiten vor. Läden sollen ohne Bewilligung an vier Sonntagen im Jahr Kundschaft empfangen dürfen.
Doch was für die grossen Geschäfte in der Branche ein Dürfen ist, ist ein Müssen für Arbeitnehmende. Denn in der schlecht bezahlten Branche müssten Angestellte anstatt sechs Tage die Woche nun sogar sieben Tage flexibel sein. In anderen Schweizer Städten sind Öffnungszeiten vollständig liberalisiert. Deshalb findet der Berner Regierungsrat die Gesetzesänderung zumutbar. Stefanie von Cranach von der UNIA findet eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen nach Applaus für systemrelevante Verkäuferinnen eine Frechheit.
Stefanie von Cranach im Interview mit unserer Redaktorin Noëlle Grossenbacher:
Zürcher Klimafälle kommen vor Gericht
In den kommenden Tagen will die Staatsanwaltschaft Zürich-Sihl beim Bezirksgericht Zürich offenbar Anklage gegen mehrere Klimaaktivist*innen erheben. Diese waren im Juli 2019 an einer Protestaktion des Collective Climate Justice vor dem Hauptsitz der Crédit Suisse in Zürich beteiligt. Mit der Aktion forderten die Aktivist*innen den sofortigen Ausstieg der beiden Grossbanken UBS und Crédit Suisse aus den klimaschädlichen Investitionen in die Finanzierung von fossilen Energien. Rund 64 Personen wurden damals vorübergehen festgenommen. Von den festgenommenen Aktivist*innen haben jedoch ein gutes Dutzend Einsprache gegen die Vorwürfe der (versuchten) Nötigung und des Hausfriedensbruchs erhoben. Deshalb wird der Fall nun vor dem Zürcher Bezirksgericht ausgetragen.
12 Zürcher Anwält*innen haben sich bereit erklärt, die Verteidigung der angeklagten Klima-Aktivist*innen im anstehenden Prozess pro bono zu übernehmen. „Bisher bin ich nicht als Klimaaktivist in Erscheinung getreten. Mich irgendwo anzuketten, wäre mir nie in den Sinn gekommen. Seit ich mich jedoch mit dem Thema befasse, aufgerüttelt durch den Fall in Lausanne, stehe ich hundertprozentig hinter dem Anliegen“, sagt Thomas Schluep, einer der Anwälte, im Gespräch mit Radio RaBe. Dank der Unterstützung der Zürcher Anwält*innen zeigt sich das Collective Climate Justice zuversichtlich, dass der Prozess ähnlich verlaufen könnte wie bereits Mitte Januar in Lausanne. Dort wurden 12 Klimaaktivist*innen überraschend freigesprochen, nachdem diese für eine unbewilligte Aktion in den Räumlichkeiten der Lausanner Credit Suisse hätten verurteilt werden sollen.
Grassrooted eröffnet ersten ökologischen CH-Lebensmittelmarkt
Heute vor exakt 2 Jahren hat alles begonnen: Unter grossem Medienrummel hat der Verein „grassrooted“ fast 30 Tonnen vor der Mülltonne gerettet und in einer Blitzaktion auf der Strasse verkauft. Inzwischen hat der Verein unzählige weitere Tonnen an krummem Gemüse gerettet und Menschen auf das Thema Food Waste sensibilisiert. Nun wollen die Aktivist*innen von grassrooted noch einen Schritt weitergehen und in Zürich einen ökologischen Lebensmittelmarkt eröffnen – quasi als Gegenmodell zum herkömmlichen Supermarkt. Ziel der neuen Food-Kooperative mit dem Namen rampe21 ist es, ein ökologisches und soziales Ernährungssystem auf die Beine zu stellen.
Verkauft werden in der rampe21 frisches Gemüse von regionalen bio- und demeter-Produzent*innen, Getreide, Mehl, Pasta und andere Grundnahrungsmittel von ausgewählten Bäuer*innen. Ausserdem sind Nüsse und getrocknete Früchte weltweit ab Hof von Gebana, Passata und Olivenöl aus Italien im Angebot. «Wir verkaufen alles in Grosspackungen, werden überall aufzeigen, wer wieviel an einem Produkt verdient und bieten ein ökologisch vertretbares Grundsortiment an Lebensmitteln an», erklärt Dominik Waser im Gespräch mit Radio RaBe. So komme man weg vom Überangebot, könne die Saisonalität ins Zentrum des Kaufentscheides stellen und den Produkten den Wert zurückgeben, den sie eigentlich verdienen. Ziel ist es, dass Zürcher*innen Mitglied der Food-Kooperative rampe21 werden. «Wir möchten ein Modell entwickeln, das in die Richtung eines solidarischeren Ernährungssystem geht», so Waser und meint: «Durch eine Mitgliedschaft in der rampe21 tragen die Leute einen Teil des Risikos des Ladens und der Bäuer*innen, die die Nahrung produzieren, mit». Als Gegenleistung muss grassrooted keine horrenden Margen wie in den Grossverteilern auf die Produkte draufschlagen und Mitglieder profitieren von einem Rabatt auf das gesamte Sortiment.