Ein vielversprechendes Projekt das daran forscht wie CO2 aus der Umgebungsluft gefiltert werden kann und ein eindrückliches Recherchbuch über Prostitution in der Schweiz. Darum dreht sich unsere heutige Infosendung.
Podcast der ganzen Sendung:
CO2 aus der Luft filtern
Um die drohende Klimakatastrophe noch abzuwenden reiche es nicht, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, die Menschheit müsse es auch schaffen, CO2 aus der Luft zu filtern. Das ist die Grundannahme hinter dem Projekt Climeworks.
Erste Anlagen von Climeworks stehen bereits im Zürcherischen Hinwil und in Island. «Die CO2-Kollektoren saugen Umgebungsluft ein. In jedem dieser Kollektor gibt es spezielles, hochselektives Filtermaterial», erklärt Louise Charles, Mediensprecherin von Climeworks. Das CO2 könne so gebunden und zum Beispiel unterirdisch gespeichert werden. Noch entziehen die Anlagen der Umgebungsluft nur etwa soviel CO2 wie 200 Menschen in Mitteleuropa produzieren, doch das ETH-Spinoff verbessert seine Anlagen kontinuierlich. «Unsere Technologie ist sicher nicht die einzige Lösung für die Klimakrise, aber wir sehen in unserem Projekt sehr viel Potenzial», sagt Charles im Interview mit RaBe.
«Piff, Paff, Puff – Prostitution in der Schweiz»
«Das älteste Gewerbe überhaupt. Ein Beruf wie jeder andere.» Wird über Prostitution gesprochen, werden immer wieder Aussagen wie diese geäussert. Doch ist Prostitution wirklich ein Job wie jeder andere auch? Wer prostituiert sich in der Schweiz? Und wie fühlen sich die Frauen dabei?
Journalistin Aline Wüst (34) hat zwei Jahre lang im Rotlichtmilieu recherchiert, um diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Viele Nächte lang sass sie selber im Bordell oder begleitete Frauen auf den Strassenstrich, zudem führten sie ihre Recherchen bis nach Rumänien und Bulgarien. Wüst sprach mit rund 100 Frauen, die sich prostituieren, wobei sich zu einigen Freundschaften entwickelten, die bis heute anhalten. Aus dem ganzen Recherchematerial ist das Buch Piff, Paff, Puff – Prostitution in der Schweiz entstanden, eine eindrückliche Reportage, in der unterschiedlichste Stimmen zu Wort kommen. Allen voran Prostituierte, aber auch Bordellbetreiberinnen, Sozialarbeiterinnen, Polizisten und Freier.
In der Schweiz verdienen rund 13’000 – 15’000 Personen ihr Geld mit käuflicher Liebe, wobei ein geschätzter Anteil von 75 bis 90% Migrantinnen sind. Der grösste Teil arbeitet in Clubs, Studios oder Massagesalons, rund 10% auf dem Strassenstrich. Nur etwa 2% sind im Escort-Service tätig. «Ich habe kaum eine Frau getroffen, die sich aus freien Stücken und selbstbestimmt prostituiert», sagt Aline Wüst. «Hinter den meisten Frauen steht ein ‚Freund’, ein Zuhälter, der ihnen Liebe vorgaukelt, die Frauen dann aber auf den Strich schickt und ausnimmt.»
Die Interviews, welche Aline Wüst in ihrer Reportage wiedergibt, legen offen, dass viele Frauen, die sich prostituieren, Opfer von Gewalt, Perversion und Erniedringung werden. «Alleine die Tatsache, dass es den Begriff Bäckerinnen-Mord nicht gibt, sehr wohl aber den Begriff Prostituierten-Mord, spricht doch Bände», sagt Aline Wüst. Viele Frauen seien wie beschädigt und entsprechen häufig seien Suchtprobleme und psychische Erkrankungen.
In Europa gibt es verschiedene gesetzliche Bestimmungen für Prostitution. Zum einen ein generelles Verbot, andere Länder bestrafen nur die Freier, in wieder anderen Ländern gilt Prostitution als offizielle Arbeit inklusive Steuerpflicht, so auch in der Schweiz. Obwohl sie sich zwei Jahre lang intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt habe, fände sie es schwierig, sich für eines dieser Systeme auszusprechen, sagt Aline Wüst. Fakt sei aber, dass sie den aktuellen Zustand nicht für gut befinde. «Die Frauen sind in einem Überlebensmodus und werden ihre Stimme nicht erheben. Gerade darum ist es wichtig, dass wir genau hinschauen und sie unterstützen, wo wir können. Es braucht Unterstützung beim Ausstieg, Therapie- und Arbeitsplätze. Diese Frauen verdienen es, ernst genommen zu werden!»
Das ganze Interview mit Aline Wüst:
Aline Wüst liest am Montag 5. Oktober um 20 Uhr im ONO Bern aus «Piff, Paff, Puff – Prostitution in der Schweiz»