Eine Ausstellung, die deutlich macht wie Kinder und Jugendliche den Lockdown im Frühling erlebt haben – eine Plattform, die es Musiker*innen ermöglicht, einen Eintrittspreis für ihre Darbietungen zu verlangen – und ein weiterer Unort von einem Stadtratskandidaten. Darum geht es im heutigen RaBe-Info.
Podcast der ganzen Sendung:
Eindrückliche Kinder-Zeichnungen aus dem Lockdown
Wie gehen Jugendliche und Kinder eigentlich mit der Corona-Situation um und wie erleben sie den Alltag in dieser schwierigen Zeit?
Mit solchen Fragen sind Eltern, Lehrpersonen und PsychologInnen derzeit besonders stark konfrontiert. Dennoch ist das Thema Jugend und Corona in der Öffentlichkeit wenig präsent. Dabei gibt es inzwischen zahlreiche Studien, die belegen, dass die psychische Belastung unter Kindern und Jugendlichen derzeit deutlich höher ist als vor Corona.
Eine, die sich dem Thema bewusst angenommen hat, ist die freischaffende Künstlerin Fabienne B Joris. Zu Beginn des Lockdowns im vergangenen März hat sie sich gefragt, wie denn Kinder und Jugendlich den Lockdown überhaupt wahrnehmen. Daraus entstanden ist das Projekt CoronART. Ein Projekt, bei dem insgesamt 400 Kinder und Jugendliche aus der ganzen Schweiz künstlerisch festhielten, wie sie den Lockdown erlebten. Die dabei entstandenen Werke geben einen eindrücklichen Einblick in die Gefühlswelt dieser Generation, die nun in Zeiten einer globalen Pandemie aufwächst. Auch Fabienne B Joris war überwältigt von den Werken die bei ihr eingingen und überrascht über die grosse Resonanz.
Die 400 Zeichungen welche bei Künstlerin Fabienne B Joris eingingen werden von Freitag, 30.10. bis Sonntag, 1.11. in der Orangerie Elfenau ausgestellt. Parallel dazu wird Fabienne B Joris die Werkausstellung aber auch virtuell zeigen. Zu sehen sind die Bilder zudem auf ihrer Website. Der Erlös durch den Verkauf der Bilder geht zu Gunsten der «Stiftung Theodora».
Elsendo – Eine alternative Einnahmemöglichkeit für Musiker*innen
Als im März aufgrund der Covid-Epidemie sämtliche Veranstaltungen abgesagt wurden, gerieten unter anderem Musiker*innen in die Bredouille. Nun war Kreativität gefragt, wie trotz Lockdown doch noch ein interessiertes Publikum erreicht werden kann. Als Resultat wurden Balkon- und Strassenkonzerte ins Leben gerufen und Auftritte via Live-Stream in die Stuben der Menschen gesendet.
Viele der digitalen Darbietungen konnten gratis konsumiert werden, wohl auch aus dem Grund, weil ein System zur verbindlichen Monetarisierung fehlte. Damit war den Musiker*innen finanziell natürlich nicht geholfen. Zudem wurde mit der Gratiskultur im Netz auch Wasser auf die Mühlen derjenigen gegossen, die Kultur als «nettes Hobby» und nicht systemrelevant einstufen.
«Das ist doch kein Zustand», dachte sich ein Team bestehend aus Musikliebhaber*innen und Veranstalter*innen und stampfte deswegen innerhalb drei Monaten Elsendo aus dem Boden, eine Streaming-Plattform, die es Musiker*innen ermöglicht, einen Eintrittspreis für ihre Darbietungen zu verlangen. Wer mittun will, braucht einzig eine Software, die gratis heruntergeladen werden kann, sowie eine streaming-taugliche Kamera und ein Mikrofon – beides kann bei Elsendo gratis ausgeliehen werden. Die Höhe des Eintrittspreises können Musiker*innen und Bands selber festlegen, wobei Elsendo eine Kommission von 30% auf jedem verkauften Ticket erhebt.
Es versteht sich von selber, dass viele Menschen in der Post-Corona-Zeit wieder auf Live-Darbietungen umstellen werden, sind doch Gemeinschaftsgefühl und physisches Erlebnis zentrale Elemente eines Konzertes. Nichtsdestotrotz glaubt Andreas Babe, dass die Plattform Elsendo auch nach Corona eine Zukunft habe. «Ein Live-Stream heisst ja nicht zwingend, dass man einfach Musiker*innen auf der Bühne sieht. Diese könnten ja beispielsweise auch aus ihrem Bandraum senden oder aus ihrem Wohnzimmer. Vielleicht eröffnen sich hier ganz neue Konzepte.»
Das ganze Interview mit Andreas Babe:
Unort Bern: Mit Frédéric Mader (JUSO) bei der Tankere
Am 29. November wählen die Berner Stimmbürger*innen ein neues Parlament. Für den Stadtrat kandidieren insgesamt 532 Personen auf 19 unterschiedlichen Listen für 80 Sitze. Im Rahmen unserer diesjährigen Wahlserie stellen wir bis am 6. November jeden Tag eine Stadtratskandidatin oder einen Stadtratskandidaten vor. Dabei lassen wir alle 15 Parteien, die bereits im Stadtrat vertreten sind, zu Wort kommen. Die Kandidierenden führen uns zu einem Ort in der Stadt Bern, an welchem sie einen Missstand zu beklagen haben – Ein «Unort» sozusagen.
Der Unort von Frédéric Mader ist der Eingang zur Nägeligasse 12. «Hier war eigentlich der Jugendclub Tankere geplant. Alle benötigten Lärmgutachten und Baubewilligungen waren vorhanden, trotzdem wurde er wegen Einsprachen zu Fall gebracht», erklärt er im Interview mir RaBe. Ausserdem ist für Mader das Mitspracherecht aller Bevölkerungsschichten wichtig in der Politik. «Die Sicht von queeren Personen, von FLINT (Frauen, Lesben, Inter, Trans; also Menschen, die vom Patriarchat diskriminiert werden) und von People of Colour muss in dieser Stadt stärker gehört werden. Zum Beispiel in der Wohnbaupolitik, die zur Zeit vor allem von einer weissen, männlichen Perspektive aus gemacht wird», so der Kandidat der JUSO.