Heute im Info stellen wir ein Projekt vor, welches versucht den über 30’000 Geflüchteten, welche seit Anfang 90er Jahre auf dem Weg nach Europa gestorben sind, ein Gesicht zu geben. Und wir fragen nach, wie die neue Überbauung im Warmbächli plant, kein Teil der Gentrifizierung Bern Wests zu werden.
Den Toten ein Gesicht geben
Seit Anfang der 90er Jahre seien über 30’000 Menschen wegen der europäischen Migrationspolitik verstorben. Das Netzwerk United for Intercultural Action erstellt diese Liste und führt sie laufend fort. Gestern nun, am internationalen Tag der Menschenrechte, veröffentlichten die zwei Journalistinnen Kristina Milz und Anja Tuckermann das Buch Todesursache: Flucht. Eine unvollständige Liste. Es basiert auf der Liste von United for Intercultural Action, porträtiert aber auch Menschen, welche auf der Flucht vor Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung gestorben sind. Sei es in der Wüste Libyens, ertrunken im Mittelmeer oder durch Suizid in Europa aus Angst vor Abschiebung.
Mit dem Buch wollen die Autorinnen die Toten aus der Anonymität holen. Sie wollen ihre Gesichter und Geschichten bekannt machen, damit die Migrationsstatistiken nicht weiterhin abstrakt bleiben.
Alternatives Wohnen im Warmbächli
Bis vor fünf Jahren wurde am Warmbächliweg im Berner Holligenquartier noch der Kehricht der Stadt Bern verbrannt. 2014 wurde die alte Kehrichtverbrennungsanlage rückgebaut. Die Warmbächlibrache wird im Moment zwischengenutzt. Bis 2023 sollen auf dem Areal fünf neue Siedlungen entstehen. Genossenschaftlich und nicht gewinnorientiert soll das neue «Holliger»-Quartier werden. Auch die alte Lagerhalle der Toblerone-Schokoladenfabrik, die neben der Brache steht, gehört dazu. Dort entsteht das alternative Wohnbauprojekt der Genossenschaft «Warmbächli»:
Tobias Willimann von der Genossenschaft «Warmbächli» sagt gegenüber RaBe, in diesem Haus sollen alternative Wohnprojekte Unterschlupf finden, wie Gross-Wohngemeinschaften oder eine Halle, in der die Bewohner*innen die Räume selber bauen dürfen. Kurzfristig entstehe dabei nicht billiger Wohnraum, denn die Arbeiter*innen sollen gut entlöhnt werden und das Haus soll gewisse Umweltstandards erfüllen. Längerfristig werde das Haus dann billiger, weil dann die Anfangsinvestitionen wegfallen und kein Gewinn erwirtschaftet werden darf. Mit dieser Strategie will die Wohnbaugenossenschaft einer Gentrifzierung entgegen wirken: das Quartier soll nicht aufgewertet werden, sondern es soll gezeigt werden, dass es möglich ist, Mieten auch in neuen Wohnprojekten niedrig zu halten.
2021 soll das Haus der Genossenschaft «Warmbächli» bezugsbereit sein. 2019 wollen Tobias Willimann und seine Mitstreiter*innen mit dem Bau beginnen. Er erzählt im Gespräch mit RaBe, um was es sich bei diesem Haus handelt und was genau dort entstehen soll: