In der Nacht auf Mittwoch ist das stark überfüllte Flüchtlingscamp Moria auf der griechischen Insel Lesbos zu grossen Teilen durch mehrere Brände zerstört worden. Zum Zeitpunkt des Unglücks hielten sich knapp 13’000 Menschen in dem Camp auf, das eigentlich nur für 2757 Menschen Platz bietet. Berichte über Verletzte oder Tote liegen bislang keine vor, da die Bewohner*innen das Camp rechtzeitig verlassen und in die nahegelegenen Hügel und Wälder fliehen konnten. Viele der Geflüchteten versuchten zudem in die Hafenstadt Mytilini zu gelangen, was ihnen jedoch nicht gelang, weil ihnen rechtsextreme Schlägertrupps und Einwohner den Weg versperrten.
Im Vorfeld des Grossbrandes kam es offenbar zu grösseren Unruhen unter den Bewohner*innen des Camps. Vor allem auch deshalb, weil sich das Lager seit einer Woche coronabedingt unter Quarantäne befindet. Das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos zählt gemeinsam mit den Lagern auf Chios und Samos zu den drei sogenannten „Hotspots“ in der Ägäis, die derzeit als Auffanglager für Geflüchtete dienen. Was mit den 13’000 obdachlosen Menschen auf Lesbos nun genau geschehen soll ist noch unklar, denn ein Wiederaufbau des Camps würde vermutlich mindestens einen Monat dauern. Ebenfalls unklar ist, wer für die Brände verantwortlich gemacht werden kann. Die griechische Regierung vermutet derzeit organisierte Brandstiftung – entweder durch die Geflüchteten selbst oder durch radikalisierte Inselbewohner. Gemäss Augenzeugenberichten muss derzeit von der erstgenannten Option ausgegangen werden.
Im Gespräch mit Radio RaBe gibt Fabian Bracher, Projektkoordinator der Nichtregierungsorganisation OHF und Mitinitiant von „evakuieren-jetzt“ einen Überblick über die Ereignisse in der Nacht auf Mittwoch, antwortet auf ungeklärte Fragen und erklärt weshalb die Schweiz nun erst recht in der Verantwortung ist:
Bilder aus Lesbos die RaBe exklusiv zur Verfügung stehen zeigen das Ausmass der Katastrophe: